Rezension

Unterschätze niemals (d)einen Zorn Teil 2

Zorn - Vom Lieben und Sterben - Stephan Ludwig

Zorn - Vom Lieben und Sterben
von Stephan Ludwig

Bewertet mit 4.5 Sternen

Da ich den ersten Teil rund um Schröder und Zorn zu lesen genossen habe, war ich sehr, sehr neugierig auf den zweiten Band des wirklich außergewöhnlichen Ermittlerduos, die mich ein klein wenig an Schimanski und Tanner erinnern. Cornelius Zorn ist zwar vom Typ her eher unangenehm auf den ersten Blick, entwickelt sich aber nach und nach weiter. Er, der eher gelangweilt und überfordert wirkt, taut nach und nach auf und läuft zeitweilig tatsächlich zu Höchstformen auf. Wer hätte das gedacht? Schröder, der schon im ersten Teil glänzt, hat sich sehr verändert und nach und nach erkennen wir auch einen Grund für die Schlaflosigkeit und Erschöpfungszustände. Auch im zweiten Band, der "Zorn - Vom Lieben und Sterben" heißt geschieht ein Mord. Ein Mord, der Zorn daran hindert in Selbstmitleid zu versinken und ihn auch daran hindert Büroklammern zu verbiegen und seinen Fingernägel damit zu säubern. Irgendetwas muss man ja schließlich auch tun um die Langweile zu überbrücken. Zorn muss sein Köpfchen mächtig anstrengen um den Täter zu überführen, denn in dem ruhigen Städtchen, wo sich Hase und Igel Gute Nacht sagen, passiert etwas unglaublich widerliches: "Ein Radfahrer wird enthauptet" und ganz rasant passiert dann noch ein weiterer Mord. Wie hängt die Gruppe von Jugendlichen damit drin in dieser Mordserie? 2 Tote Freunde und 3 weitere in Gefahr? Ein Geistlicher, der nicht geistlich ist oder ist das nur ein Täuschungsmannöver des wahren Täters? Wer steckt hinter den Morden und warum? Dies aufzuklären geschieht leider nicht Schlag auf Schlag, denn es ist Köpfchen gefragt und Ermittlerwissen, welches Zorn nicht immer aufweisen kann. Aber er ist lernfähig und das ist natürlich ein weiterer Pluspunkt. Es ist auch schwer, denn ein Verdächtiger ist schnell gefasst und der Täter ist gerissen und verwirrt auch uns, bis ganz zum Schluss des Buches bleiben wir tatsächlich im Dunklen. Sein Motiv ist grausam und zeigt auf, wie tief vergraben Dinge die in unserer Kindheit geschehen sind ausbrechen können, irgendwann und wir Rache nehmen wollen an dem was uns angetan wurde. Ein Motiv aus Liebe? Mitnichten, denn der Täter ist tatsächlich psychisch krank. Eigentlich tut er mir eher leid, denn das was er erlebt hat ist das allerschlimmste was man einem Kind antun kann. Dies rechtfertigt natürlich keineswegs seine Taten, aber sie sind mir ein klein wenig verständlicher. Ich habe wirklich Mitleid mit dieser tiefverletzten Seele, auch wenn ich Mord grundsätzlich natürlich ablehne. Nicht, das es falsch verstanden wird, aber das Menschen mit solch Taten nicht umgehen und auch nicht vergessen können ist Fakt. Mir hat auch der zweite Band rund um Schröder und Zorn sehr gefallen, schon alleine daher weil man eine Weiterentwicklung feststellen kann an beiden Ermittlern. Der eine, der eher ein Ja-Sager war, lernt auch einfach mal Nein zu sagen und der andere, muss dadurch plötzlich seinen Kopf anstrengen und das tun, was er gelernt hat, nämlich ermitteln und sich dabei nicht immer nur auf Schröder verlassen können. Der Spannungsbogen ist sehr hoch und bis fast zum Ende lässt uns der Autor im Regen stehen. Hin und wieder kam mir schon der Gedanke auf den wahren Täter, aber ich habe es immer wieder verworfen, denn es wäre zu einfach gewesen. Ein guter Bluff, ein Spiel bis zum bitteren Ende. Sehr berührt hat mich der vorletzte Satz im Buch und ich hoffe, das Schröder mit seinem eigenen Kampf nicht alleine bleibt, sondern die Hilfe bekommt oder auch die Freundschaft, die er braucht um zu heilen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung, denn ich habe das bekommen, was ich verlangt habe. Hochspannung in einem wirklich brisanten Fall, der mich bis zum Schluss im Dunklen ließ und ein Ermittlerduo, welches mir einfach immer sympathischer wird. Ob ein dritter Band geplant ist, kann ich im Internet leider noch nicht ersehen, aber ich hoffe es ganz stark, denn im Prinzip haben wir hier ein offenes Ende und ich wünsche mir mehr Einsicht in das Leben von Zorn und Schröder, das kann und darf einfach noch nicht alles gewesen sein. Wird Schröder mit dem fertig, was er uns offenbart hat und wie geht es weiter mit Zorn und Malina? Ich bin echt gespannt!