Rezension

Verstehe diesen Hype nicht

Die Blutlinie - Cody Mcfadyen

Die Blutlinie
von Cody Mcfadyen

Ein Serienmörder hat die Tochter und den Mann der FBI-Agentin Smoky Barrett umgebracht und sie gefoltert. Ein halbes Jahr später versucht sie sich wieder an das normale Leben zu gewöhnen und vor allem auch wieder zu arbeiten. Nachdem ihre beste Freundin ermordet wurde und der Killer einen Brief für Smoky hinterlassen hat, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich ihrem Leben zu stellen.

Ich finde, dass ein Thriller direkt spannend und Fahrt aufnehmen muss. Dieser Thriller jedoch ist anders und es dauert zu lange bis endlich mal etwas passiert. Die ersten 100 Seiten waren ziemlich anstrengend. Wir erfahren zwar viel über die Hauptfigur und ihr Leben, allerdings scheint so lange die Zeit still zu stehen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kapitel zu lang gehalten sind, erst recht für dieses Genre. Die Eigendynamik fehlte.
Nach weiteren 100 Seiten kam die Geschichte endlich in Gang, allerdings erst im letzten Viertel wollte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen, erst da hatte es mich gepackt.
Der Schreibstil des Autors ist wirklich gut, daran lag es also nicht. Teilweise war es einfach zu ausschweifend und zu langatmig.
Die Hauptperson, Smoky, finde ich absolut klasse. Sie ist eine tolle Frau, mit viel Stärke und Charakter und letztendlich lässt sie sich nicht unterkriegen, obwohl ihr so etwas Schlimmes widerfahren ist. Dazu kommt, dass sie keine 0-8-15 Schönheit ist. Sie ist klein, hat weibliche Formen (danke, schließlich sehen nicht alle Frauen wie ein Hungerhaken aus) und ist durch die Narben, die ihr der Killer zugefügt hat, entstellt.
Die Idee hinter den Morden und wie der Serientäter vorgeht und super durchdacht und mir hat der historische Bezug zu „Jack the Ripper“ gut gefallen. Natürlich sind all diese Täter in den Thrillern kranke Menschen, aber dieser Mann (wieso ist es eigentlich nie eine Frau?) ist wirklich nochmal einen Ticken kranker. Ein sehr gelungener Charakter, ein tolles Verwirrspiel und auf den wahren Täter wäre ich nie gekommen!
Generell muss ich sagen, dass ich noch keinen Thriller gelesen habe mit so gut ausgebauten Charakteren, die größtenteils sehr sympathisch sind. Oft steht nur der Fall im Vordergrund und über die Charaktere erfährt man nicht viel, sie bleiben unpersönlich. Das ist hier anders, vielleicht liegt es daran, dass es eine Serie ist und der Autor die Personen mehr in den Vordergrund rücken möchte.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten war es dann doch noch ein gutes Buch und allein schon wegen Smoky möchte ich die anderen Teile auch noch lesen.