Rezension

Viel stärker als Aus schwarzem Wasser

Reality Show -

Reality Show
von Anne Freytag

Bewertet mit 4 Sternen

Wer hat in einem Gesellschaftssystem eigentlich die Macht?

In Freytags neuem Roman "Reality Show" geht es um ein düsteres Szenario, welches einigen reichen Menschen in Deutschland an Heiligabend wiederfährt. Die einflussreichsten Menschen aus unterschiedlichen Bereichen werden vor laufender Kamera für ihr hinterlistiges Vorgehen sowie ihre egoistische Lebenseinstellung zur Rechenschaft gezogen. Dabei handelt es sich um Menschen, welche die eigentlichen Strippenzieher der Gesellschaft sind und nie an die Öffentlichkeit treten. So dürfen die Zuschauer vor der laufenden Kamera selbst entscheiden, wer für seine Taten büßen wird und wer ohne Konsequenzen davon kommt. Lasst die Spiele beginnen!

Freytag veröffentliche letztes Jahr den Thriller "Aus schwarzem Wasser", welcher mich aufgrund von fehlender Spannung mäßig unterhalten konnte. Bei diesem neuen Roman kann ich dies nicht behaupten, da ich der Meinung bin, dass es der Autorin sehr authentisch sowie detailliert gelungen ist, dieses düstere Szenario in einen Plot umzuwandeln. Besonders anhand des Playmasters sowie seiner Verbündeten wird beim Lesen eine sehr düstere Stimmung entworfen. Es war für mich persönlich durch den interessanten Plot auch ein Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe, da ich unbedingt wissen wollte, wie sich die Geschichte entwickelt.

Die Handlung wird dabei aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Die "Reichen", Ermittler, Mitglieder der Gruppe aber auch unbeteiligte Zuschauer vor der Kamera erhalten genügend Raum, um die Geschichte aus ihrer Perspektive zu verfolgen. Dies fand ich sehr gelungen, da man somit viele Perspektiven auf das Geschehen erhalten hat. Dadurch entstand ein sehr umfangreich Bild und zudem fand ich es interessant zu verfolgen, inwiefern einzelne Figuren auf das Geschehen reagiert haben. Auf der anderen Seite finde ich jedoch, dass das Maß an Figuren den Rahmen gesprengt hat. Einzelne essentielle Figuren konnte ich mir gut merken, jedoch fiel mir auf, dass ich bei anderen unwichtigen Figuren ihre Zugehörigkeit sowie ihre Position im Roman etc. verloren habe. Hier würde ich mich hinsichtlich der Anzahl der Personen auf weniger Figuren konzentrieren.

Schreibstiltechnisch fand ich "Reality Show" sonst viel besser als "Aus schwarzem Wasser", da ich das Gefühl hatte, dass man das Buch flüssiger lesen konnte.

Fazit: Insgesamt kann ich sagen, dass Freytag mit ihrem neuen Buch einen sehr systemkritischen aber auch spannenden Roman entworfen hat, in welchem sie ein düsteres Szenario entwirft, dass an vielen Stellen mir unter die Haut gegangen ist. So nehme ich auch eine Steigerung zu "Aus schwarzem Wasser" wahr. Man darf schon gespannt sein, welche neuen Werke Freytag zukünftig uns Lesern präsentieren wird.