Rezension

Vielversprechendes Debüt

A Magic Steeped in Poison - Was uns verwundbar macht -

A Magic Steeped in Poison - Was uns verwundbar macht
von Judy I. Lin

Bewertet mit 5 Sternen

Ning, eine junge Praktizierende der magischen Teezeremonie, reist in die Kaiserstadt, um an einem Wettkampf der Shénnóng-shī teilzunehmen, der verehrten Meister:innen dieser alten Kunst.Diese können mächtige Zauber heraufbeschwören, die an verschiedene Arten und Geschmacksrichtungen von Tee gebunden sind. Wer den Wettstreit gewinnt, hat einen Wunsch frei, und Ning sieht dies als ihre einzige Chance, ihre Schwester zu retten. Diese wurde von einer Tasse Tee vergiftet, die Ning selbst unwissenlich mit einem von dunkler Magie kontaminierten Teeziegel zubereitet hat.

Der Wettbewerb ist jedoch voller Gefahren, hinterhältiger Konkurrent:innen und tückischer Hofpolitik, und niemand darf wissen, dass Ning sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen eingeschlichen hat ... Der mysteriöse Junge, den sie an ihrem ersten Tag trifft, macht die Sache nicht einfacher: Seine Geheimnisse könnten Ning's Leben noch erheblich mehr gefährden, als es ohnehin schon ist.

Das Magiesystem, das auf der traditionellen Kunst des Teemachens basiert, ist einzigartig und verleiht der Geschichte eine sehr interessante Note, auch das Worldbuilding ist außergewöhnlich.Geschickt verbindet Judy I. Lin chinesische Mythologie mit einer fesselnden Geschichte, die durch und durch originell ist.

Von der ersten Seite an hielt mich die Geschichte in Atem, und die Spannung steigerte sich im Verlauf der Handlung nur noch mehr. Da ist zum einen der Wettbewerb, bei dem es um alles geht, und darüber hinaus erfährt man früh, dass im ganzen Land Tee vergiftet wurde und der verbannte Onkel der Prinzessin angeblich einen weiteren Coup plant.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, und Ning ist eine sympathische Protagonistin. Ihre Tapferkeit und ihre Fähigkeit, in schwierigen Situationen schnell umzudenken, sind bewundernswert, ebenso wie die tiefe, unerschütterliche Liebe, die sie für ihre Familie empfindet. Sie ist einfallsreich und fähig, aber nicht perfekt, was sie umso glaubwürdiger macht. Die leise schwelende Liebesgeschichte ist süß, aber nicht auf eine übertrieben zuckrige Art; sie überlagert nicht die Komplexität der Geschichte.

Auch die Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet, selbst die, die nur ganz kleine Rollen haben. Hier sei auch erwähnt, dass wir uns zur Abwechslung mal in einer Welt befinden, in der Homosexualität anscheinend als völlig normal betrachtet wird, und so sollte es doch eigentlich sein. Es gibt ein paar Charaktere, die in homosexuellen Beziehungen leben, ohne dass das groß thematisiert wird.

Der Schreibstil ist wunderschön und eindringlich; die lebendige und bildreiche Sprache zieht dich mühelos in jede Szene hinein und bereitet die Bühne für eine Geschichte, die lange nachwirkt.

»A Magic Steeped in Poison« ist ein gelungenes Debüt im Genre YA Fantasy, das in einer Welt voller Magie, Intrigen - und Tee - spielt. Das Worldbuilding ist hervorragend, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und vielschichtig, die Szenen werden atmosphärisch und stimmungsvoll geschrieben… Ich habe jede Seite genossen und warte jetzt auf den zweiten Band, der auf Englisch schon erschienen ist: »A Venom Dark and Sweet«