Rezension

Wälder gestern, heute, morgen

Das Flüstern der Bäume - Michael Christie

Das Flüstern der Bäume
von Michael Christie

Bewertet mit 3 Sternen

Der gewöhnungsbedürftige Schreibstil hat mir das Buch über die Familie verleidet, in der Holz immer eine große Rolle spielte.

2038: Die Zeit des großen Welkens rafft auch die letzten Wälder dahin. Einzig auf einer kleinen kanadischen Insel gibt es noch Baumriesen, die von Touristen bewundert werden. Jake Greenwood, eine arbeitslose Wissenschaftlerin, ist hier als Führerin angestellt. Jobs sind Mangelware und ihre Schulden zwingen sie, sich hier zu engagieren – bis eines Tages ihr ehemaliger Verlobter auf die Insel kommt und beginnt, ihre Familiengeschichte aufzurollen.

Ungewöhnlich an diesem Buch ist zum einen, dass die Geschichte aus der Zukunft in die Vergangenheit erzählt wird und schließlich wieder zurück in die Zukunft. Auch die Aufmachung des Buches ist nicht null-acht-fünfzehn. Gleich zu Beginn zeigt ein Baumquerschnitt, wie sich die Lebensringe zu unterschiedlichen Zeiten verhalten. Zudem wird von einem uralten Baum erzählt, der innen schon abgestorben ist, die äußeren Holzschichten und die Borke ihn aber noch halten: „Jeder Baum wird von seiner eigenen Geschichte aufrecht gehalten, den Gebeinen seinen Ahnen“ (Seite 541). Man merkt, dass der kanadische Autor den Wald liebt.

Leider hat mich sein distanzierter Schreibstil über 250 Seiten lang nicht erreicht. Hätte ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen (in der übrigens die meisten Mitleser sehr begeistert waren), hätte ich es abgebrochen und auf die Seite gelegt. Die schnellen Wechsel zwischen den unterschiedlichen Zeiten (2038 / 2008 / 1974 / 1934 / 1908) und Personen erschwerten es mir, einen Lesefluss aufzubauen. Erst als ich im Jahr 1908 angekommen war, also in der ältesten Vergangenheit dieses Buches, fand ich in die Geschichte. Hier änderte sich der Schreibstil vorübergehend und ermöglichte mir einen Zugang zu dieser Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg, die ich letztendlich nicht uninteressant fand.

Gefallen hat mir folgende Frage am Ende des Buches: „Warum ist der Mensch darauf ausgelegt, gerade lange genug auf Erden zu sein, um eine Lebenszeit an Fehlern anzuhäufen, aber nicht lange genug, um sie auszumerzen?“ Leider kann ich wegen der anfänglichen Schwierigkeiten nicht mehr als drei Sterne vergeben.