Rezension

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Was nicht passt wird passend gemacht!

Montecristo - Martin Suter

Montecristo
von Martin Suter

Bewertet mit 4 Sternen

Dies war mein erster Roman von Martin Suter und ich muss sagen ich bin echt angetan.

Die Geschichte spielt in der Schweiz und dreht sich um den Videoreporter Jonas der die zufällige Entdeckung 2er absolut identischer und echter Geldscheine macht. Eine Entdeckung die lieber unentdeckt geblieben wäre, denn diese entwickelt sich zur Staatsangelegenheit und macht Jonas quasi zum Staatsfeind Nr.1. Es geht um die Verwobenheit von Macht, Geld und Angst und die Überzeugung Gott spielen zu dürfen weil man die nötige Macht hat. Ein Wirtschaftskrimi der unter die Haut geht und Augen öffnet.

Der Charakter Jonas gefiel mir von Anfang an sehr gut, weil er so vielfältig ist. Er stellt nicht den taffen Mann dar den man in solch einer Geschichte vielleicht erwartet, sondern entpuppt sich doch eher als gefühlvoll und fast schon gutherzig. Das finde ich großartig, weil es eben so menschlich ist und man mal nicht den coolen Macher vorliegen hat.

Der Schreibstil ist angenehm und man kann das Buch ganz gut weg lesen. Ein paar Mal musste ich weiter vorn nachschauen, weil es zwischendurch doch recht viele Charaktere waren und ich ein bisschen durcheinander kam, aber irgendwann war ich drin im Geschehen. Vielleicht war die Vielfältigkeit der Personen anfangs auch der Grund, warum im 1. Teil nur wenig Spannung in mir aufkam, auch wenn das Thema an sich absolut mein Interesse geweckt hatte. Ich wollte wirklich gern wissen, wie sich das Ganze weiter entwickelt, was das Thema doppelte Seriennummer für eine Bank bedeutet und wie weit Menschen für Geld und die Vertuschung der finanziellen Misere bereit sind zu gehen.

Die kurzen Abschnitte fand ich hierbei sehr praktisch, weil man doch mal schnell zwei Seiten lesen konnte und damit tendenziell flüssiger weiterkommt beim Lesen. Manchmal waren es allerdings recht große Sprünge von Absatz zu Absatz. Obwohl kein neues Kapitel, befand man sich zeitlich schon einen Schritt weiter. Das hat mich doch das ein oder andere Mal etwas irritiert.

Im 2. Teil nahm die Spannung zu. Gewisse Dinge hat man erahnt, aber nicht gehofft und so musste man dringend weiterlesen.

Ganz besonders spannend fand ich das ganze Thema der untergründigen Machenschaften. Ich hab irgendwann angefangen mich zu fragen, wer wohl alles mit drin steckt in der Geschichte und wem Jonas trauen kann. Gut gefiel mir hier auch der Charakter von Max, seinem Freund ein Wirtschaftsjournalist, der sehr ausdauernd versucht hat die Dinge aufzudecken und dem es einzig und allein um die Wahrheit ging. Da er nichts zu verlieren hatte, war es ihm relativ gleich, ob er sich die Finger verbrennt, so dass er weit in das Geschehen vorgetaucht ist und Jonas mit dem ein oder anderen prekären Detail versorgen konnte.

Für mich fühlte sich die Handlung die ganze Zeit über sehr real an und ich hätte wirklich nicht in Jonas Haut stecken wollen. Das Realistische der Geschichte hat mich absolut in ihren Bann gezogen, die Vorstellung war fast schon gruselig, dass die Dinge genauso passiert sein könnten. Außerdem konnte man sich absolut nicht ausmalen wie das Ganze ausgeht, es hätte alles passieren können und damit hielt auch die Spannung bis zum Ende.

Der dritte Teil und damit der Schluss, hat mein Gedankenkino dann richtig gezündet. Einerseits war ich enttäuscht, hätte ich mir doch einen anderen Ausgang gewünscht, andererseits konnte ich den Schluss auch ganz gut nachvollziehen. Was hätte ich mir gewünscht? Das der emotionale ganz normale Jonas nun doch zum Superhelden mutiert? Ich glaube da war der Wunsch nach etwas Spektakulärem die Mutter der Gedanken. Aber letztlich war das Ende genauso reell wie der Rest der Geschichte, spiegelt es doch den Lauf der Welt ziemlich genau wieder. Da ich nichts verraten möchte, muss ich an dieser Stelle aufhören das Ende zu kommentieren. Definitiv hat es aber dafür gesorgt darüber nachzudenken und auch die ein oder andere Diskussion zu starten.

Das Fazit für mich ist: wir leben in einer riesengroßen Seifenblase und ein paar wenige sorgen dafür, dass sie nicht platzt. Herzlichen Glückwunsch und willkommen in unserer Welt:) Ein bisschen wie ein Marionetten-Leben in einer Matrix, welches Jonas recht gut verdeutlich konnte. Ich glaube wir konnten in diesem Roman mehr Wahres lesen, als man vielleicht meint!

Ich finde Martin Suter hat sich hier einem wirklich prekären Thema gestellt und wenn auch nicht James Bond in der Hauptrolle fungierte, oder vielleicht gerade deswegen, ist ihm die Umsetzung fantastisch gelungen! Einen Stern ziehe ich ab, weil mir das Ende doch zu einfach war. Geheimgesellschaften und Ungerührtheit ob der vielen Toten ja (das kann man sich vorstellen), aber die ein oder andere Person war mir da doch zuviel. Merkwürdig war auch, dass Jonas nun scheinbar fest auf der Welle mitschwimmt und sich dem Verlogenen ganz hingibt, wie man bei der Premiere am Schluss feststellen konnte. Das tut mir echt leid, wenn man bedenkt was alles passiert ist:(

Ich werde aber auf jeden Fall wieder zu einem Suter Roman greifen!

Kommentare

lemimana ergänzte am 29. April 2015 um 12:20

Vergessen, aber doch finde ich wichtig:): Ein dickes Lob noch an den Verlag für den tollen Leineneinband. Das finde ich wirklich erwähnenswert, weil es einfach zum Lesevergnügen beiträgt. Der Preis des Buches erscheint mir aber etwas zu hoch.