Rezension

Money makes the world go around

Montecristo - Martin Suter

Montecristo
von Martin Suter

Jonas Brands Traum heißt „Montecristo“, und das Drehbuch dazu hat er bereits in der Schublade. Denn er möchte den Dumas-Klassiker entstauben und in einer Neuverfilmung auf die Leinwand bringen – und damit in den Olymp der Filmschaffenden aufsteigen. Verständlich, verdient er bisher doch seine Brötchen als freischaffender Video-Journalist, der anspruchslose Beiträge für ein Lifestyle-Magazin dreht und einen Alltag ohne besondere Höhen und Tiefen lebt.

Doch dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Als Jonas Brand mit dem Zug nach Basel unterwegs ist, zwingt ein sogenannter Personenschaden den ICE zum außerplanmäßigen Halt im Tunnel. Ein Toter liegt auf den Schienen, offenbar ein Selbstmörder. Oder etwa doch nicht? In Ermangelung eines entsprechenden Objektivs kann Brand lediglich die Umgebung und die aufgescheuchten Fahrgäste um sich herum filmen, den Leichnam bekommt er nicht vor die Linse. Aus seiner Sicht bedauerlich, denn dafür hätte die Boulevardjournaille sicher einen größeren Geldbetrag locker gemacht.

Zuhause angekommen stellt er durch Zufall fest, dass zwei seiner Hundertfrankenscheine eine identische Seriennummer haben. Hat ihm jemand Blüten angedreht? Der Besuch bei einem Geldinstitut sollte ihn eigentlich beruhigen, denn der Banker versichert ihm, dass die Scheine echt sind. Aber Brands journalistische Neugier ist natürlich geweckt, denn eigentlich dürfte so etwas nicht vorkommen. Und so beginnt er mit Hilfe des Wirtschaftsjournalisten Max Gantmann seine Nachforschungen und setzt damit eine Lawine von Ereignissen in Gang, die den einen oder anderen Kopf und Kragen kosten wird…

Die Verflechtungen von Politik und Finanzwesen - es ist ein höchst aktuelles und auch publikumswirksames Thema, das Martin Suter in seinem neuen Thriller „Montecristo“ behandelt. Spätestens seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 ist die Nähe von Politikern zu Bankern und Börsenhändlern offensichtlich. Unzählige Privatleute wurden in den Ruin getrieben, wohingegen den angeschlagenen Banken mit von Politikern abgesegneten finanziellen Rettungsprogrammen unter die Arme gegriffen wurden, sodass schon im gleichen Jahr wieder erstaunlich hohe Bonuszahlungen ausgeschüttet wurden. Ethik und Moral ist für diese Menschen ein Fremdwort.

Was wünschst du dir am meisten? Ich kann es ermöglichen, wenn du im Gegenzug die Füße still hältst. Genau nach diesem Motto agieren in Suters „Montecristo“ diejenigen, die die Fäden in den Händen halten und so ihre Gegner korrumpieren und mundtot machen. Aber klappt das immer?

Im Nachwort bedankt sich der Autor bei diversen Größen aus der Finanzwelt, was vermuten lässt, dass die beschriebenen Ereignisse stark von der Realität inspiriert sind und so jederzeit passieren könnten. Es ist ein realitätsnaher und gerade deshalb hochspannender Stoff, den Suter hier wie immer in geschliffener Sprache bearbeitet. Und er zeigt einmal mehr, dass persönliche Moral und Integrität in den meisten Fällen für kleines Geld zu kaufen ist.

Lesen - unbedingt!