Rezension

Auf den Spuren berühmter Künstler und einer gescheiterten Ehe

Drei auf Reisen - David Nicholls

Drei auf Reisen
von David Nicholls

Bewertet mit 5 Sternen

Mitten in der Nacht wird der trockene Wissenschaftler Douglas von seiner, wie er meint, ihn liebenden, lebenslustigen Ehefrau Connie, einer Künstlerin, geweckt um sich eröffnen zu lassen, ihre Ehe sei am Ende und sie wolle ihn wohl verlassen. Trotzdem treten sie eine bereits geplante Reise durch verschiedene europäische Städte an, immerhin ist es der letzte Familienurlaub mit ihrem einzigen Sohn Albie, 17 Jahre, dem sie berühmte Kunstwerke nahebringen wollen. Douglas hegt die Hoffnung, Connie auf der Reise umstimmen und sein schwieriges Verhältnis zu Albie kitten zu können. Allerdings nimmt die Reise aufgrund von Zerwürfnissen einen ungeplanten Verlauf und plötzlich tingelt Douglas rastlos allein durch Europa, umgetrieben von der Suche nach seinem Sohn und dem Gedanken, alles werde noch gut. Wird es das tatsächlich?

 

In formaler Hinsicht besteht die Besonderheit, dass der Roman sage und schreibe 180 (!) Kapitel hat. Diese sind in zwei Bücher untergliedert, die wiederum aus mehreren, fortlaufend durchnummerierten längeren Teilen bestehen. Jedem Teil ist ein Zitat einer berühmten Person wie z.B. Penelope Fitzgerald, Isaac Newton, Elizabeth Taylor vorangestellt, das zum Nachdenken und Verweilen im Lesen anregt.

 

Inhaltlich haben wir es mit einer schönen Liebesgeschichte zu tun, aus der Ich-Perspektive von Douglas erzählt. Seine sich abwechselnden Schilderungen aus der Gegenwart und die Rückblenden auf die Vergangenheit geben ein umfassendes Bild der Phasen seiner Beziehung zu Connie, vom Kennlernen bis zum Scheitern. Außerdem wird auch eine problematische Vater-Sohn-Beziehung abgehandelt. Dabei geht Douglas mit sich selbst schonungslos ins Gericht und hebt Connie doch sehr auf den Thron, eben weil er Connie immer noch liebt und ein Leben ohne sie für ihn unvorstellbar ist. Für den Leser wird eigentlich rasch klar, dass die langjährige Dauer der Beziehung der so grundverschiedenen Charaktere an ein Wunder grenzt. Gewisse humorvolle Passagen amüsieren gelegentlich, wie etwa, als das abgestellte Fahrrad des stets als etwas zerstreut herüberkommenden Douglas umfällt und ein Dominoeffekt eine Reihe weiterer Räder und schließlich teure Motorräder zum Fallen bringt. Nicht zuletzt hat das Buch einen schönen Bildungseffekt, enthält es doch interessante Informationen zu Kunst und Kunstwerken berühmter Künstler.

 

Von mir erhält es eine uneingeschränkte Leseempfehlung.