Ein Familienroadtrip mit Tücken, einfühlsam und humorvoll erzählt
Bewertet mit 4.5 Sternen
Übersetzer: Simone Jakob
Douglas wird mitten in der Nacht von seiner Frau geweckt, die ihm eröffnet, dass sie sich möglicherweise von ihm trennen will. Nach über 20 Jahren Ehe. Trotzdem soll die geplante „Grand Tour“ durch Europa mit ihrem schwierigen und eigenwilligen Sohn Albie nicht ausfallen und Douglas sieht dies nun für sich als Chance, seine Frau Connie doch noch überzeugen zu können, dass sie bei ihm bleibt. Diese Tour läuft allerdings alles andere als nach Plan. Douglas` gewissenhaft ausgearbeitete Route und Planung der Reise wird irgendwann durch unvorhergesehene Ereignisse über den Haufen geworfen. Was kann er letztlich noch retten? Die verkorkste Vater-Sohn-Beziehung? Oder sogar seine Ehe?
Die Geschichte wird von Douglas aus der Ich-Perspektive erzählt. Sehr fließend ist der Schreibstil des Autors. Sehr intensiv, einfühlsam, eher leise, aber auch humorvoll (schöner trockener Humor!) berichtet er von einer Ehekrise und einem Vater-Sohn-Konflikt, wie sie in der heutigen Zeit sicherlich kein Einzelfall sind. Durch die zahlreichen Rückblenden, in denen Douglas vom ersten Kennenlernen mit Connie bis in die Gegenwart erzählt, wird dem Leser mehr und mehr ein Eindruck über deren Eheleben/Familienleben verschafft mit allen Höhen und Tiefen. So erfährt man nach und nach die Gründe, die zur gegenwärtigen Krise führen. Mir persönlich haben diese Rückblenden ganz besonders gefallen, da Douglas sie voller Liebe erzählt, selbstkritisch (manchmal ein bisschen zu sehr, wie ich finde) und mit feinem, trockenen Humor versehen, dass ich oft geschmunzelt habe. Die einzelnen Stationen der Reise sind ebenfalls schön beschrieben – ein bisschen Kunst und Kultur der verschiedenen Metropolen inbegriffen, ein bisschen skurril besonders im Hinblick auf die Wahl der Unterkünfte ;) Wir erleben Douglas während dieser Reise als Kämpfer – er kämpft für die ihm wichtigen, am Herzen liegenden Dinge ohne Pause und ohne Kompromisse.
Fazit: Dieser Roman hat mich sehr bewegt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich so gut in jede dieser Personen hinein versetzen konnte – besonders in Douglas. Vielleicht aber auch, weil Nicholls voller Wärme & Humor eine Geschichte erzählt, die starke und kämpfende Persönlichkeiten beschreibt und die durchaus auch alltäglich zu sein scheint. Die Entwicklung der Figuren und der Story sind gut durchdacht und realitätsnah. Es ist eher kein typischer „Pageturner“, dennoch entwickelt der Roman einen tollen Sog. Empfehlenswert!