Rezension

Ein gelungener 8. Fall für Pia und Oliver

Im Wald - Nele Neuhaus

Im Wald
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Zitate: 

"Wer jetzt unterwegs war, war per se verdächtig. Zu 70 Prozent wurden Verbrechen nachts verübt. Nicht ohne Grund fürchtete der Mensch die Dunkelheit." Seite 24

"Sie konnte nachvollziehen, was in ihm vorging, und es schmerzte sie, ihn so zu sehen. Mit einer alten Schuld zu leben war eine schwere Last." Seite 247

 

Meinung:

Ein Brand auf einem Campingplatz ruft Oliver und Pia ein weiteres Mal auf den Plan.

War das das Werk des Feuerteufels, der aktuell sein Unwesen treibt? Dann hätte er dieses Mal nicht einfach „nur“ gezündelt, denn dieser Fall stellt sich als weitaus schlimmer heraus.
Erschreckenderweise befand sich in dem Campingwagen eine Person, die komplett verbrannt ist. Somit handelt es sich um Mord!
Aber war das wirklich Zufall? Oder steckt gar Absicht dahinter? Schnell wird klar, dass der voraussichtlich letzte Fall von Oliver vor seiner Auszeit, ihn deutlich schwerer in Beschlag nehmen wird, als erhofft. Denn da er aus der Gegend ist, kennt er alle Personen, die involviert sein oder Informationen liefern könnten, persönlich. Dieser Fall wird ihn nicht nur in seine früheste Kindheit, sondern möglicherweise auch an den Rand seiner Belastungsgrenze treiben…

Ein weiteres Mal konnte mich Nele Neuhaus mit ihrem angenehmen Schreibstil fesseln. Schnelle Szenenwechsel machen die Story spannend und lassen die Seiten geradezu an einem vorbeifliegen. Bereits der Prolog weckt die Neugierde enorm :) 
Dazu kommt, dass immer wieder -zum Ende hin werden es noch mehr- kleine Cliffhanger in den einzelnen Leseabschnitten eingebaut sind, was natürlich auch seinen Teil zur Spannung beiträgt ;) 
Dazu passend ist das Setting, gerade durch die Waldszenen, düster und atmosphärisch.

Sehr gut gefällt mir, dass die beiden Protagonisten Pia und Oliver weitestgehend sympathisch und authentisch wirken, was letzten Endes natürlich zum Großteil der Tatsache geschuldet ist, dass sie sich mit ganz alltäglichen Dingen abmühen müssen. Eben geradeso wie du und ich ;) 
Probleme wie unzuverlässige Expartner, Kindererziehung, u. Ä. machen die beiden menschlich und ermöglichen es uns, sich mit ihnen zu identifizieren.
Ab und an flicht die Autorin auch ein bisschen Mundart ein, was noch den ein oder anderen Schmunzler verursacht. Echt lesenswert :)

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch auch. Die Geschichte spielt in einer überschaubaren Gemeinde, in der gefühlt jeder mit jedem entweder verwandt, verschwägert, verheiratet oder geschieden ist. Dementsprechend haben viele Personen den selben Nachnamen oder auch sonstige Bezüge, was das Ganze stellenweise etwas unübersichtlich macht. Es ist also definitiv "Dranbleiben" angesagt, sonst wird es vermutlich schwierig, wieder einzusteigen. Zu Beginn des Buches ist zwar eine Übersicht der Personen vorhanden, diese reicht jedoch nur bedingt, da letzten Endes doch nicht alle Informationen zu den einzelnen Personen darin enthalten sind. Aber für das Gröbste hilft´s ;)

Ein tolles Team, haufenweise falsche Fährten sowie unerwartete Wendungen in Kombination mit ernsten Themen wie Mord, menschliche Abgründe, Rassis- und Egoismus haben die Geschichte wunderbar in Form gebracht und mich die 550 Seiten geradezu inhalieren lassen.

Eine klare Empfehlung an alle Krimileser unter euch!