Rezension

solider Neuhaus-Krimi

Im Wald - Nele Neuhaus

Im Wald
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Im 8.ten Krimi der Autorin Nele Neuhaus wird diesmal vor allem ihr Ermittler Oliver Bodenstein schwer erschüttert. Denn die Mordserie, die er diesmal mit seiner Kollegin Pia aufklären muss, führt ihn alsbald zurück in die eigene Vergangenheit, als sein bester Schulfreund mit 11 Jahren spurlos verschwand. Und die Verdächtigen von heute sind zum Großteil Schulkameraden aus der Kinderzeit und deren Verwandte und Bekannte. Diese Konstellation wird für Oliver mehr und mehr zur Belastung und schließlich fühlt er sich befangen und nicht mehr fähig, als Ermittler diesen Fall zu lösen.
Nele Neuhaus schreibt routiniert und in gewohnt ausführlicher Manier. Die Personenliste ist lang und umfangreich und man muss aufmerksam und bei der Sache bleiben, will man nicht den Überblick verlieren bei all den Verdächtigen und ihren persönlichen Verstrickungen, die 40 Jahre in die Vergangenheit reichen. Die Charaktere werden sehr detailliert entwickelt. Wer hier mit wem in welchem Verhältnis stand, wer wen schon als Kind gemobbt hat, wer wen geliebt und gehasst hat. Die Beziehungen der Kinder untereinander aber auch  die verschiedenen, meist deprimierenden Familienverhältnisse werden vor dem Leser ausgebreitet und sollen ihn Stück für Stück der Auflösung des Falles näher bringen. Dabei legt Nele Neuhaus jede Menge falsche Fährten und schweigt an wichtigen Stellen, um bis zum Schluss den Täter nicht zu verraten. Vielleicht hat sie es diesmal fast ein wenig übertrieben, denn die Auflösung kam für mich ziemlich überraschend. Diesen Täter hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm.
Alles in allem ein guter Neuhaus-Krimi, aber nicht mein Favorit unter ihren Werken. Die Spannung setzte für mich auch erst im letzten Drittel ein und daran war vor allem auch Oliver Schuld, den ich einfach als Ermittler sehr gerne mag und dessen Anspannung in diesem Roman gut rüber kam und mir als zusätzliche emotionale Note gut gefallen hat. Ich hoffe sehr, dass wir ihn auch in den nächsten Krimis wiedertreffen – auf die eine oder andere Weise.