Rezension

Ein spannendes Buch mit kleineren Schwächen

Das Dorf
von Arno Strobel

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Hilf mir, bitte. (...) sie werden mich töten ... hilf mir."
Als dieser Anruf den Journalisten Bastian Thanner am frühen Morgen erreicht, ist er außer sich vor Sorge um seine Ex-Freundin Anna, die er seit 2 Monaten nicht mehr gesehen hat. Die Polizei kann den spärlichen Hinweisen nur unzureichend nachgehen und so beschließt Bastian auf eigene Faust nach Anna zu suchen. Gemeinsam mit seinem Kollegen und besten Freund Safi macht er sich auf den Weg nach Frundow, einem kleinen Dorf an der Müritz. Hier verliert sich Annas Spur. Einiges deutet darauf hin, dass sich Anna hier aufgehalten haben muss, doch die wenigen Dorfbewohner sind seltsam und verschlossen Fremden gegenüber.
Kann Bastian seine Ex-Freundin noch rechtzeitig finden und was hat es mit diesem merkwürdigen Dorf, das in einem anderen Jahrhundert gefangen zu sein scheint, auf sich?

Gestaltung, Stil, Leseeindruck:

Das Cover ist durchaus stimmig, was die anderen Bücher Strobels angeht. Der geprägte Titel mit der typischen Schriftart, der schwarze Hintergrund, die düstere Gesamtwirkung - alles passt zu einem typischen Strobel-Psychothriller. Der Verlag bleibt seiner Linie hier treu, was den Arno-Strobel-Fan freuen wird, sehen doch die Bücher im Regal nebeneinander toll aus. Der Klappentext verrät nicht zu viel, macht aber neugierig und verspricht einen spannenden Inhalt.

"Ein Dorf mit wenigen Häusern ist ein böses Dorf." (Aus Griechenland)

Mit diesem Zitat schafft der Autor einen passenden Einstieg in seine Geschichte und ich muss sagen, dass mir das sehr gut gefallen hat. Auch der Prolog und das erste Kapitel halten die Spannung und erzeugen ein wunderbar mulmiges Gefühl beim Lesen. Die Seiten fliegen dahin und man möchte das Buch nicht aus der Hand legen.
Der einfach gehaltene aber flüssig zu lesende Schreibstil begünstigen zudem ein hohes Lesetempo. Immer wieder gibt es Einschübe (Entwürfe), die in kursiv gesetzt sind, und dessen Verfasser zunächst unklar ist. Diese Texte sind äußerst interessant, zudem man sie (noch) nicht einordnen kann.

Der Protagonist Bastian ist in meinen Augen leider nicht unbedingt ein Sympathieträger. Vom Autor gewollt oder nicht, diese Figur bleibt für mich bis zum Schluss farblos und ohne Tiefe - leider. Safi, der beste Freund Bastians, der einen Zahlentick hat, bekommt da schon eher Sympathiepunkte von mir.

Der Mittelteil des Buches hatte für mich ein paar Längen, die Suche nach Anna wirkt festgetreten und Bastian dreht sich im Kreis. Ohne zu viel von der Handlung zu verraten, kann und will ich nur sagen, dass der Autor in meinen Augen hier ein wenig zu viel wollte. Was bei dem Einen vielleicht die Spannung erhöht oder gehalten hat, hat mich eher genervt. Die Unschlüssigkeit des Protagonisten und die festgefahrene Handlung haben den Spannungsbogen kurzzeitig einknicken lassen. Im letzten Teil des Buches bekommt der Autor allerdings wieder die Kurve und findet zum alten Spannungsniveau zurück.
Der Plot ist durchaus gelungen, wenn auch mit einigen kleinen Schwächen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, da ich nichts von der Geschichte vorwegnehmen möchte.

Positives vs. Negatives:

Vorweg: "Das Dorf" hat mich gut unterhalten und mir spannende Lesestunden beschert.

1. Pluspunkt: Arno Strobel hat es geschafft, einen Pageturner zu schreiben und die Spannung beinahe konstant aufrecht zu erhalten.
2. Pluspunkt: Außerdem hat der Autor die Unvorhersehbarkeit des Endes gewahrt.
3. Pluspunkt: Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar. Strobel beschreibt zudem sehr bildhaft und erzeugt so realistisches Kopfkino.

1. Minuspunkt: Die Charaktere sind etwas farblos und nicht ausreichend ausgearbeitet.
2. Minuspunkt: Schwache Dialoge und sich oft wiederholende Gedankengänge des Protagonisten.
3. Minuspunkt: Unnötige Längen im Mittelteil. Hier hätten womöglich 50 Seiten weniger gut getan.

So landet "Das Dorf" bei mir im guten Mittelfeld und ich vergebe 3,5 Sterne.

Fazit:

"Das Dorf" ist ein spannender Pageturner, der eine angenehm gruselige Atmosphäre beim Lesen erzeugt. Nicht das beste Buch Strobels aber sicher auch nicht das schlechteste. Für alle Fans des Genre sicher einen Blick wert.