Rezension

Ein starkes Debüt !

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 5 Sternen

"Es wird keine Helden geben" ist das Jugendbuchdebüt einer sehr jungen, äußerst talentierten Autorin.
Anna Seidl erzählt nüchtern, aber eindringlich und nimmt sich Themen an, die den Leser wachrütteln und nachdenklich werden lassen. Es geht um Freundschaft, Trauer, Wut, Mobbing, Vertrauen und Liebe.

Protagonistin Miriam wird zum Opfer eines Amoklaufes. Sie selbst überlebt diesen zwar unverletzt, erlebt jedoch mit wie ihr Freund Tobi stirbt.
Ihre Welt droht zu zerbrechen, denn die Geschehnisse bringen Veränderungen auf jeder Ebene mit sich. Einige Mitschüler sind einfach nicht mehr da, andere kapseln sich ab. Freundschaften gehen in die Brüche und Miriam trägt einen inneren Kampf aus, einen Kampf zwischen Aufgeben und Weitermachen. Nur widerwillig nimmt sie die Hilfe einer Psychologin und den Vorschlag an einer Gruppensitzung mit anderen Opfern teilzunehmen, an.
Auch auf familiärer Ebene stehen Veränderungen an, denn durch den Amoklauf taucht auch Miriams Mutter plötzlich auf, obwohl die sich jahrelang nicht um ihre Tochter gekümmert hat.
Und permanent hat Miriam diese Fragen im Kopf:
Sind wir schuld ? Hätten wir diesen Amoklauf verhindern können ?
Werde ich je wieder glücklich sein ?

Miriam ist ein starker Charakter, der sich immer wieder aufrichtet, obwohl die Verlockung groß ist, einfach alles hinzuschmeißen und aufzugeben. Doch sie kämpft sich zurück in ein vermeintlich normales Leben und versucht zu verstehen, was alles falsch gelaufen ist.
Wir erleben Miriams Gefühlschaos und die verschiedenen Phasen die das Mädchen durchläuft sehr authentisch und nachvollziehbar, durch die Erzählung in der Ich-Form auch hautnah mit.

Anna Seidl konnte mich mit ihren Worten wirklich gefangen nehmen. Ich war entsetzt, gerührt und betroffen und finde eigentlich gar nicht die richtigen Worte um das Buch auch nur ansatzweise zu beschreiben.
Die Autorin erzählt ihre realitätsnahe Geschichte mit sehr viel Gefühl, ohne ein Thema unnötig auszuschmücken oder gar zu beschönigen. Immer wieder gibt es Rückblicke, die Situationen vor dem Amoklauf beschreiben, die Miriam nachdenklich stimmen und eine Andeutung auf die Beweggründe des Täters offenbaren.

Fazit:

"Es wird keine Helden geben" ist ein Buch, das lange im Gedächtnis des Lesers verweilen wird. Die junge Autorin Anna Seidl nimmt sich in ihrem Debüt einer Vielfalt an ernsten Themen an, die gleichermaßen schockieren wie berühren und denen wir auch im Alltag immer wieder gegenüberstehen.