Rezension

Ein Drama, das das Leben von heute auf morgen verändert

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 5 Sternen

Irgendwo an einer Schule in Deutschland fallen Schüsse. Mittendrin steht die Schülerin Miriam und ihre beste Freundin Joanne im Geschehen. Sie verstecken sich unter Tischen, um aus der Schusslinie zu sein. Als Miriam vorsichtig um sich schaut, sieht sie ihrem Freund Tobi in die Augen. Tobi liegt am Boden. Miriam ist entsetzt, und kann es nicht glauben. Tobi stirbt an den Folgen der Schussverletzungen. Für Miriam bricht eine Welt zusammen. Aber nicht nur Miriam, sondern auch für diejenigen, die alles miterlebt haben. Als Miriams Mutter zu Hause erscheint, ist sie davon gar nicht angetan, denn ihre Mutter verließ sie und ihren Vater vor einigen Jahren. So ist Miriam bei ihrem Vater und seinen Eltern aufgewachsen. Miriam verkriecht sich, um wegen Tobi zu trauern. Da ihre Großeltern und ihr Vater nicht an sie heran kommen, versucht ihre Mutter Vertrauen zu ihr aufzubauen. Eigentlich möchte Miriam mit Joanne reden, und mit ihren anderen beiden Freundinnen Vanessa, Sophia und Tanja, wobei Sophia im Drogenkonsum trauert und Tanja in eine andere Stadt zieht. Joanne verschließt sich immer mehr.

Die Jung-Autorin Anna Seidl schrieb mit diesem Jugendroman ihr Debüt. Ihre Sprache und Schreibstil gestaltet sich ernsthaft und einem breiten Publikum ansprechend. Ebenso kann man die Hintergründe der Figuren nachvollziehen. Anna Seidl stellt die Ich-Erzählerin Miriam in den Mittelpunkt und gibt der Leserschaft Einblicke in ihr Leben aus Emotionen, Gedanken und Handlungen. Erlebnisse aus der Vergangenheit, die die Trauer von Miriam begleiten, lassen ebenso Einblicke in das Leben von Miriam. Diese Gedanken sind daran zu erkennen, dass die Textabschnitte in einem anderen Schrifttyp gedruckt wurden und mit einem Symbol von der eigentlichen Geschichte getrennt sind. So kann man Vergangenheit und Gegenwart der Geschichte gut unterscheiden. Beim Lesen stellt man fest, dass Jugendliche wie andere real existierende Jugendliche sein könnten, die in ein solches Erlebnis geworfen werden können. Jugendliche, die ihre erste Liebe erleben, Konsumgüter konsumieren und über das andere Geschlecht reden, dass sie gerade zu entdecken versuchen.

Diesen Roman ist lesenswert für Jugendliche und Erwachsene, weil er ein Thema aufgreift, das in den letzten Jahren andere Betroffenen und ihre Angehörigen ebenso in Deutschland und außerhalb Deutschlands erlebt haben. Anna Seidl gelang es, ein ernstes Thema nachdenklich und emotional zu schreiben. Die Emotionen sind nicht überladen, sondern entsprechend der Situation in der Geschichte geschildert. Ich hoffe, von der Autorin in Zukunft weitere Bücher lesen zu dürfen. Dieser Roman sollte im Deutsch- und Sozialunterricht eine Pflichtlektüre sein. Denn es könnte fast jede Schule und Klasse betreffen, in eine solche Situation zu geraten.