Rezension

eine schöne neue Welt?!

Die Seltsamen - Stefan Bachmann

Die Seltsamen
von Stefan Bachmann

Bewertet mit 5 Sternen

Mich hat das Buch von Beginn an gefesselt. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, obwohl ich momentan mitten im Semester und den Vorbereitungen für meine Abschlussarbeit stecke.

Die Charektere sind wunderbar gestaltet. Ich finde die liebevolle Beziehung zwischen den Geschwistern besonders schön gelungen. Das Vertrauen untereinander, die Zuneigung durch kleine Gesten gezeigt - sehr schön. Die Charaktere dürfen sich entfalten und entwickeln - dies sieht man hauptsächlich an der Figur des Mr. Jelliby, der anfangs am liebsten gar nicht aus seinem Bett heraus möchte und sich zum Schluss wagemutig ins Getümmel stürtzt um die Welt zu retten. Mit Barthy und Jelliby haben wir hier ein ganz besonderes Duo. Sie verstehen sich auf ihre eigentümliche Art und Weise, sind sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Sie haben beide etwas, was sie beschützen wollen.

Die Welt an sich finde ich hervorragend beschrieben. Der Autor hat es verstanden durch seinen lebendigen Schreibstil die Welt glaubhaft und sinnvoll zu gestalten. Am Anfang der Moloch Bath, mit seinen schlammigen Straßen, rußgeschwärzten Häusern - dann London mit den Schornsteinen, prunkvollen Häusern und mechanischen Wunderwerken - oder der Feenmarkt, so herrlich verrückt mit den Süßigkeiten, die nach Eiszapfen schmecken und dem verschrobenem Volk, das sich dort aufhält - und das Verhältnis zwischen Menschen und Feen und Mischlingen. Manchmal fragt man sich, wie zwischen all dem Hass zwischen den Völkergruppen Mischlinge entstehen konnten. Mischlinge sind hässlich, Mischlinge bringen nur Unheil, Mischlinge werden aufgehangen. Das erscheint erstmal übertrieben, aber wenn man bedenkt, dass es bei uns vor hundert Jahren ebenso üblich war anders artige, anders denkende Menschen aufzuhängen, zu verbrennen oder zu köpfen, ist diese Kaltblütigkeit durchaus nachvollziehbar.

Für mich hatte das Buch den perfekten Spannungsbogen. Ich lese sehr gerne Krimis und hasse es schon im Vorfeld zu wissen, wer der Täter war. Daher finde ich den Zeitpunkt der Enthüllung so weit am Schluss nahezu perfekt gewählt. Man weiß, dass der hinterhältige Elf etwas plant, aber man kann es nicht erraten und auch nicht, was mit den Kindern passiert ist. Das Ende war grandios und traurig zugleich.

Dieses Buch hat mir viel Freude bereitet. Ich habe es bereits mehreren Freunden empfohlen und kann es jedem Fantasy-Leser ans Herz legen. Ich freue mich auf den zweiten Teil! Unbedingt!