Rezension

Wunderbarer Steampunk

Die Seltsamen - Stefan Bachmann

Die Seltsamen
von Stefan Bachmann

Klappentext:
Bartholomew Kettle wäre gern ein ganz normaler Junge, aber er findet sich hässlich - fast so hässlich wie seine Schwester Hettie. Freunde hat er keine. Wie auch? Schließlich ist er ein Seltsamer, halb Mensch, halb Feenwesen, von beiden verachtet, vor beiden auf der Hut. Besonders seit Mischlinge wie er auf mysteriöse Weise verschwinden. Eines Tages taucht eine geheimnisvolle Dame in einem pflaumenfarbenen Kleid im Slum von Bath auf. Bartholomew beobachtet sie verstohlen durchs Fenster. Was will sie? Als plötzlich Federn aufwirbeln und die Dame mit einem weiteren Mischlingskind entschwindet, vergisst Barty jegliche Vorsicht - und wird bemerkt. Ein tolpatschiger junger Politiker, der alle Parlamentssitzungen verschläft, scheint der Einzige zu sein, der Barty helfen will. Barty ist überzeugt: Der Nächste in der Reihe bin ich.

Der Autor:
Stefan Bachmann, geboren 1993 in Boulder/Colorado, lebt in Zürich, wo er seit seinem 11. Lebensjahr das Konservatorium besucht (und dort inzwischen die Fächer Orgel und Komposition studiert), ansonsten aber von seiner Mutter bis zum Highschool-Abschluss zu Hause unterrichtet wurde. Er will Filmkomponist werden. Mit 16 schrieb er, inspiriert von seiner Liebe zu Steampunk, Charles Dickens und C.S. Lewis’ ›Chroniken von Narnia‹, sein Debüt, ›Die Seltsamen‹. Der Folgeband ›The Whatnot‹ wird im Herbst 2014 bei Diogenes erscheinen.

Meine Meinung:
Bartolomew Kettle und seine kleine Schwester Hettie wachsen im "Qualmzeitalter" auf. Sie sind arm, haben nur ihre Mutter und müssen ständig auf der Hut sein, denn die beiden Kinden sind Mischlinge, halb Mensch, halb Fee.
Nach dem "Heiteren Krieg" leben Feen, Kobolde, andere Wesen und Menschen Seite an Seite, so gut es geht. Nur die Mischlinge - die Seltsamen - werden gemieden und sogar umgebracht.
Eines Tages taucht eine Frau in pflaumenfarbenem Samt gekleidet, in der Krähengasse auf, wo Barthy mit seiner Familie lebt. Sie nimmt den Nachbarssohn mit sich, und Barthy beobachtet das Ganze. Nun ahnt er, dass etwas im Gange ist, denn es wurden tote Mischlinge ausgehöhlt aus der Themse gefischt.
Der zweite Handlungsstrang erzählt von Arthur Jelliby, einem Politiker, der etwas faul und desinteressiert agiert, bis er mit dem Morden konfrontiert wird und in die Aufklärung regelrecht hineinschlittert.

Steampunk-Fans dürften mit "Die Seltsamen" ihre wahre Freude haben. Das Buch sprüht vor Ideen und die Fantasie des Autors kennt keine Grenzen.
Man begegnet dem alten London mit Elendsvierteln, Luftschiffen und Federwerkvögeln, Feen, Kobolden, Irrwischen und Trollen, Grashüpfern, die Kutschen ziehen, Dampfkreaturen und Automaten.
Besonders spannend fand ich die beiden Schicksale von Barthy und Mr. Jelliby, die kapitelweise mit kleinen Cliffhangern enden, sodass man weiterlesen muss, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Was den Roman so besonders macht, ist außerdem der Schreibstil von Stefan Bachmann. Er erzählt die Geschichte so, dass man sie sehen, fühlen und riechen kann - ein Buch zum Anfassen und Abtauchen.

Ich freue mich auf den zweiten und abschließenden Teil, der im Herbst 2014 erscheinen soll.

Wer Steampunk mag, wird "Die Seltsamen" lieben.