Rezension

Exotik in Eis und Schnee

Totenleuchten - Klara Nordin

Totenleuchten
von Klara Nordin

Jokkmokk ist eine Kleinstadt am Polarkreis im nordschwedischen Lappland und das Zentrum der Samen, einer indigenen Volksgruppe, die fast alle, im engen und weiteren Sinn, etwas mit Rentieren zu tun haben. Dorthin hat es die deutsche Autorin Klara Nordin (Pseudonym) verschlagen, die mittlerweile seit sechs Jahren ihren Lebensmittelpunkt in dieser Region hat. Ihr erster Kriminalroman „Totenleuchten“ ist dort angesiedelt und beschäftigt sich intensiv mit der Kultur dieses Volksstamms.
 
Ein Highlight im Jahreslauf ist für die Samen der weithin bekannte „Jokkmokks Vintermarknad“ (Jokkmokks Wintermarkt), auf dem sie ihre Erzeugnisse anbieten und am Abend gemeinsam feiern. Die Vorbereitungen werden allerdings von dem gewaltsamen Tod eines jungen Mannes überschattet, der ermordet aufgefunden wird. Er liegt in einem Meer aus Blut, getötet mit einem gezielten Stich in den Nacken, der traditionellen Methode, mit der die Samen ihre Rentiere schlachten.
 
Die Mordwaffe ist schnell gefunden: es ist ein äußerst schlampig handgefertigtes, samisches Messer, bei dem allerdings, wie sonst üblich, die Initialen dessen fehlen, der das Messer angefertigt hat. Der Mörder könnte also fast jeder gewesen sein.
Keine leichte Aufgabe für die kleine Polizeitruppe vor Ort, die im Wesentlichen aus Margareta und Bengt besteht. Aber Verstärkung kommt in Gestalt von Hauptkommissarin Linda Lundin, die aus Südschweden mit ihrem Mann in den Norden gezogen ist und hier die eine oder andere Überraschung, auch persönlicher Natur, erlebt.
 
Klara Nordin ist mit ihrem Debüt ein außergewöhnlicher Kriminalroman gelungen, was mit Sicherheit auch an dem für uns exotischen Handlungsort liegt. Ihr geht es nicht nur um das Erzählen einer spannenden Geschichte, sondern sie möchte ihren Lesern auch die Kultur der Samen näherbringen. Sehr kenntnisreich fügt sie immer wieder interessante Informationen in die Handlung ein - als Beispiel sei nur das „Joiken“ genannt, der traditionelle Gesang der Samen, den man sich unbedingt einmal anhören sollte.
 
Und obwohl es fast 150 Seiten dauert, bis die zielgerichteten Ermittlungen der Polizei zu dem  Mordfall in die Gänge kommen, ist die Geschichte zu keinem Zeitpunkt zäh oder langatmig, im Gegenteil. Es braucht einfach seine Zeit, um den Leser zum einem mit den verschiedenen Personen und deren Verbindungen vertraut zu machen und zum anderen diese spezielle Landschaft und Kultur zu beschreiben, was zum besseren Verständnis unabdingbar notwendig ist.
 
Für mich war „Totenleuchten“ ohne Frage eine Entdeckung, und ich hoffe sehr, dass es der Auftakt einer Lappland-Krimireihe mit den sympathischen Polizisten Linda, Margareta und Bengt ist.