Rezension

Lokalkolorit ohne Spannung

Totenleuchten - Klara Nordin

Totenleuchten
von Klara Nordin

Bewertet mit 2.5 Sternen

Gefährlich scheint es in Jokkmokk, direkt am Polarkreis, zu sein. Da hat eine Frau einen tödlichen Unfall, wenig später ein junger Mann und gleich darauf gibt es sogar einen Mord - an dem Freund des toten Mannes. Alle drei kannten sich, wobei das in einer kleinen Stadt wie Jokkmokk vielleicht nicht so überraschend ist. Trotzdem, ein Mord bleibt ein Mord, und es muss ermittelt werden. Linda Lundin ist Hauptkommissarin und kommt zu diesem Zeitpunkt nach Jokkmokk. Sie kennt die Gegebenheiten nicht, sie kennt die Gewohnheiten der Menschen hier in Nordschweden nicht, sie weiß fast nichts über die Samen, die hier teilweise noch immer leben wie vor Jahrhunderten. Zumindest was ihre Rentiere angeht, und genau aus diesem Grund sind die Samen auch interessant für Lundin und ihre Kollegen. Denn das Mordopfer wurde genauso umgebracht, wie man ein Rentier tötet: einen Stich in den Nacken und dann ein Schnitt durch die Kehle. Doch wer könnte ein Interesse daran haben, ausgerechnet einen beliebten 19jährigen umzubringen? Die Polizei tappt im Dunkeln und durch sehr viel Kälte.

Ich mag Schwedenkrimis. Ich bin quasi mit Wahlöö und Sjöwall aufgewachsen, habe eine Weile Nesser gelesen und habe auch bei dem ein oder anderen skandinavischen Autor reingeschaut. Schon allein aus diesem Grund musste ich dieses Buch haben. Von dieser Ecke Schwedens habe ich schließlich noch nichts (Mörderisches) gesehen. Für mich muss ich allerdings konstatieren, dass ich enttäuscht wurde. Zu keinem Zeitpunkt gelang es der Autorin, Spannung aufzubauen oder Nähe zu ihren Protagonisten herzustellen, und das, obwohl gefühlte alle drei Seiten die Perspektive gewechselt wurde. Ich denke, das liegt daran, dass die Perspektivwechsel selten etwas zum Vorantreiben des Plots beitrugen. Die Hälfte war belanglos und damit langatmig, denn zumindest mich fesselt es nicht, wenn verschiedene Protagonisten vor verschiedenen Fenstern sitzen, hinausschauen und sinnieren, mag es draußen auch noch so prächtig schneien, Polarlichter geben oder hundekalt sein.

Ein weiteres Problem hatte ich mit der Hauptkommissarin Lundin. Ich empfand ihre Vorgehensweise ziemlich oft als unprofessionell. Da fährt sie einmal einfach 240 Kilometer mit einem Taxi in eine Stadt, um sich im Leichenschauhaus einen Toten anzusehen - ja, warum eigentlich? Um dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen? Und dann wundert sie sich, wenn sie deswegen von ihrem Chef einen Anranzer bekommt. Dann lässt sie Leute, die sie befragt, deutlich ihre Abneigung spüren, urteilt über Frauen, die mit viel jüngeren Männern zusammen sein wollen (noch bevor sie alles darüber weiß!) und bringt die Ermittlung nicht weiter voran. Der Fall löst sich schließlich durch einen Zufall, die mörderische Person handelt zum Schluss sogar noch ziemlich nett.

Fazit: Kann sich nur dank der faszinierenden Umgebung und ein paar interessanter Sachen über die Samen vor völliger Banalität retten. 2,5/5 Punkten.