Rezension

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hochemotionaler Lesegenuss

Kurz bevor das Glück beginnt - Agnès Ledig

Kurz bevor das Glück beginnt
von Agnès Ledig

Bewertet mit 5 Sternen

Um sich und ihren kleinen Sohn Lulu ernähren zu können, arbeitet die junge Julie als Kassiererin in einem Supermarkt, dessen Leiter sie ständig schikaniert. Doch eines Tages lernt sie dort Paul kennen, der gerade von seiner Ehefrau verlassen wurde und mit dem täglichen Einkauf überfordert ist.

Paul lädt Julie nicht nur zu einem Essen ein, sondern fordert sie auch dazu auf, ihn und seinen Sohn Jerome in die Ferien ans Meer zu begleiten. Obwohl Julie sich nicht sicher ist, was Paul von ihr erhofft, begleiten sie und ihr Sohn die beiden Männer in ihr Ferienhaus und erlebt dort wunderbare Tage. Auf der Rückfahrt werden sie jedoch in einen Unfall verwickelt und für niemanden von ihnen ist das Leben wie zuvor.

Agnes Ledig hat mich mit ihrem Roman „Kurz bevor das Leben beginnt“ von Anfang an begeistert. Die Wortgeplänkel zwischen Julie und Paul waren einfach wunderbar und ich habe so manches Mal lauthals während des Lesens auflachen müssen. Die Beziehung, die sich zwischen Julie und Paul entspinnt ist so ungewöhnlich, dass ich mich nicht über Julies Unsicherheit bezüglich Pauls Absichten gewundert habe, sondern begeistert miterlebt habe, wie zwischen den beiden eine wunderbare Freundschaft entsteht. Eine Freundschaft, der sich auch Julies kleiner Sohn Lulu nicht entziehen kann, gar nicht will und die auch Jerome mit der Zeit seine Vorbehalte vergessen lässt. Denn Julie zeigt ihm, dass das Leben lebenswert ist mit all seinen Fallstricken!

Bis hierhin konnte der Leser glauben, eine locker-leichte Geschichte über die Freundschaft ganz unterschiedlicher Charaktäre zu lesen.

Doch dann passiert ein Unfall und der Grundtenor ändert sich, denn nun ist es Julie, die sich in diesen Fallstricken verliert und ihre Freunde – allen voran ihre Freundin Manon aber auch Paul, den die Schuldgefühle erdrücken – müssen all ihre Kräfte aufbringen, um Julie halten zu können. In diesem Abschnitt habe ich mehr als ein Taschentuch benötigt, denn die Autorin hat eine zu Herzen gehende Sprache, sodass ich als Leserin das Gefühl bekam, alles zusammen mit den Protagonisten zu erleben und zu durchleiden. Insbesondere die Erzählzeit des Präsens vermittelt mir den Eindruck, ganz nah am Geschehen zu sein. Das war schon in während der Leseprobe so und hielt das ganze Buch über an.

Am Ende ist nicht alles „wieder gut“, doch die Beteiligten haben gelernt, mit dem Erlebten fertig zu werden und – was ich ganz wichtig finde – ihre Freundschaft zu erhalten und zu verfestigen. Dass zudem ein jeder den Partner fürs Leben findet, ist „das Tüpfelchen auf dem i.“

Für mich war „Kurz bevor das Glück beginnt“ ein hochemotionaler Lesegenuss und ich würde gern mehr aus der Feder der Autorin lesen.