Rezension

Kann Jo glücklich werden?

London Road - Geheime Leidenschaft - Samantha Young

London Road - Geheime Leidenschaft
von Samantha Young

Bewertet mit 5 Sternen

Bisher kannte man Jo- Johanna Walker nur als Kollegin von Joss aus dem Club 39, die sich auch gerne Braden geschnappt hätte, weil er einfach ihrem Beuteschema entspricht: reich, gutaussehend und nicht zu alt. Das macht Jo nicht gerade sympathisch, aber die kleine Erwähnung, dass sie sich solche Männer sucht, damit ihr kleiner Bruder es einmal besser macht, hilft dabei sie mehr zu mögen...

 
Sie wagt es nicht, von Liebe zu träumen. Er zeigt ihr: Wahre Liebe ist kein Traum.
Johanna Walker ist jung, attraktiv und kann sich vor Verehrern kaum retten. Aber jeder sieht nur ihre Schönheit, niemand kennt ihr Geheimnis. Sie will mit ihrem kleinen Bruder der Armut und der Gewalt in ihrer Familie entfliehen. Daher sucht Johanna einen soliden Mann, gutsituiert und zuverlässig. Stattdessen begegnet sie Cameron MacCabe gutaussehend, arrogant und irgendwie gefährlich. Gefährlich sexy. Er ist der Einzige, der wirklich in ihr Innerstes blicken will. Wird es ihm gelingen, ihre Mauer aus Zweifeln zu überwinden?
Der Klappentext deutet ja ganz klar daraufhin, dass Cameron MacCabe eindeutig eine Rolle in Johannas Leben spielen wird. Aber welche? Zu Beginn des Buches ist Jo mit Malcolm zusammen, er ist reich und sie mag ihn. Er gibt ihr das Gefühl von Sicherheit. Und Cam findet Jo abstossend, dabei kennt er sie gar nicht.
In London Road lernen wir Johanna Walker, die seit ihrem 16. Lebensjahr ihren kleinen Bruder großzieht näher kennen. Der Leser erfährt, woher ihre Ängste kommen und ist unendlich traurig darüber, dass sie nicht mehr von ihrem eigenen Leben erwartet. Gott sei Dank tritt dann Cam in ihr Leben und bringt es gründlich durcheinander, zuerst mit seiner Abneigung, die Jo nicht verstehen kann, schließlich kennt Cam sie ja gar nicht und dann mit seiner tiefen Freundschaft.
 
Wieder eine Geschichte, die man nachvollziehen kann, die nicht einfach aus den Fingern der Autorin gezogen scheint, sondern auch wirklich aus dem Leben gegriffen sein kann. Cameron MacCabe ist ein heißer Typ, aber er ist nicht stinkreich und auch nicht fehlerlos. Das macht ihn unheimlich sympathisch. Und Jo, sie ist eine hübsche junge Frau, aber kein naives Dummchen. Sie steht mit beiden Beinen im Leben und weiß, dass das, was sie macht, sie nicht glücklich macht, aber vielleicht bezahlt es das Studium ihres kleinen Bruders. Sie macht den Leser unendlich traurig, nichtsdestotrotz kann man sie gut verstehen.
Mal wieder zieht Samantha Young die Leser mit ihren wunderbar ausgearbeiteten Protagonisten in den Bann. Mit ihren entzückenden Figuren macht sie süchtig nach mehr. Was mir persönlich auch gut gefällt ist, dass man die Personen aus dem vorangegangenen Band Dublin Street wiedertrifft und weiterverfolgen kann. Es ist doch immer schade, wenn man in einer Buchreihe von zuvor liebgewonnenen Charakteren für immer Abschied nehmen muss. Dadurch, dass man bei Samantha Young von Beginn an auf alte Bekannte trifft, fühlt man sich direkt zu Hause im Lesestoff und die manchmal zähe Zeit der Einleitung entfällt.
 
Trotz der oft wirklich traurigen Entscheidungen, die Jo für ihr Leben trifft, mangelt es in London Road nicht an Situation, die einen Schmunzeln oder Lachen lassen. Mir gefällt dieser Teil fast noch besser als die Geschichte von Joss und Braden, denn irgendwie sind Cam und Jo realistischer und lebensnäher. Ich kann Johannas und auch Cams Verhaltensweisen wahnsinnig gut nachempfinden und mitfühlen. Genau das ist es, was mir an Samantha Youngs Geschichten so gefällt.
 
Wieder ist alles da, was das Leserherz braucht! Wer Dublin Street mochte, wird London Road lieben. Deshalb 5 Sterne von mir!