Rezension

Moin

Moin - Richard Fasten

Moin
von Richard Fasten

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Wir befinden uns in einer kleinen Provinz namens Altwarp am Oderhaff. Polizeimeister Boris Kröger ist mit seinem guten Freund Tarek mit dessen Fischkutter hinausgefahren.
Die Welt steht Kopf. Boris Kröger ist der Sohn eines Kapitäns, leidet selber jedoch an schrecklicher Seekrankheit. Der einzige Fischer im Dorf ist Tarek, der eigentlich aus Anatolien stammt und weit weg vom Meer aufgewachsen ist.
Altwarp ist ein kleiner überschaubarer Ort mit einem ganz eigenen Charakter und Humor. „Jeder verscheißert jeden“, wie es Kröger so gern ausdrückt. Sogar seine geliebte Oma bleibt nicht verschont, die er liebevoll Oma Machentut nennt, aufgrund ihrer sehr eigenen Grammatik

Doch die seltsame Idylle soll ein Ende finden. Die beiden Männer stoßen an eine Yacht, diese scheint führerlos zu sein. Tarek hält es für seine Pflicht nach dem Rechten zu sehen und entdeckt tatsächlich Leben auf dieser, leider jedoch nur in Form unzähliger Ratten, die die Yacht nun bewohnen.

Nachforschungen ergeben, dass diese Yacht von einem Herr Torlenzen gemietet worden war, der für seine romantischen Eskapaden bekannt ist. Doch von Torlenzen fehlt jede Spur. Und dann wird eine Leiche am Strand entdeckt. Der Tote ist jedoch nicht der vermisste Torlenzen.
Kröger erfährt, dass sowohl der Tote Bauer Hansen, als auch Torlenzen beide in einer Bürgerinitiative waren, die sich gegen ein mögliches Fracking in ihrer Region einsetzt.
Ist das des Rätsels Lösung?

Doch nicht nur mit den Verschwundenen und Toten muss sich Kröger auseinander setzen, denn aus heiterem Himmel steht plötzlich Dora Pan in seinem Revier. Frau Pan ist eine bekannte Kriminalschriftstellerin, deren Bücher seine Oma verschlingt.
Frau Pan möchte Inspirationen für ihr nächstes Buch sammeln und bittet Kröger ihn begleiten zu dürfen. Zwar ist sie ein wenig versnobt und trägt unverständlicher Weise Schuhe mit roten Sohlen, doch sie ist auch sehr attraktiv und außerdem muss sich Kröger noch eine Nummer für das in wenigen Tagen bevorstehende Dorffest ausdenken, was ist da besser als eine Autoren Lesung?

Die Steine kommen ins Rollen und es verspricht spannend und sehr humorvoll zu werden.

Meine Meinung

Boris Kröger ist eine Type für sich. Es fällt einem nicht so einfach ihn ins Herz zu schließen. Er beginnt quasi mit einer Lüge und fährt ebenso vor.
Seine Art ist roh und ein wenig primitiv, passend zu dem Dorf in dem er lebt. Sogar die Sprache selber erscheint hinterwäldlerisch. Der Bürgermeister ist ein dementer Kauz und das Gesetz zu beugen scheint ein Hobby aller Dorfbewohner zu sein.
Erst wenn man den Ort kennenlernt, gewinnt Kröger deutlich an Sympathien. Das Leben in Altwarp ist hart, denn es heißt fressen oder gefressen werden, oder eben verscheißern oder verscheißert werden.
Kröger sucht sich dabei seinen Weg und versucht das Richtige zu tun, auch wenn es ihm wirklich nicht leicht gemacht wird.

Die Sprache des Buches ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Sie hat ihren eigenen primitiven Humor. Hat man sich jedoch erst eingelesen, bringt sie einen zum Schmunzeln und Lachen. Natürlich ist nichts wirklich anspruchsvoll, eben leichte, seichte Unterhaltung gewürzt mit sehr eigenartigen aber auch einzigartigen Charakteren, die man schließlich trotz oder gerade wegen ihrer verschrobenen Art ins Herz schließt. Der einzig normale im Dorf scheint wirklich der zugezogene Tarek zu sein.

Die Kriminalgeschichte selber hat mir sehr gut gefallen. Sie scheint zunächst sehr offen und klar gelöst, doch der Leser wird mit dem offensichtlichen getäuscht. Am Ende erleben wir eine sehr unerwartete Wendung, die dann auch wirklich etwas Spannung aufkommen lässt. Ich persönlich habe dies nicht wirklich erwartet, war überrascht und begeistert.

Die Personen selber sind sehr überzogen gestaltet. Sie wirken nicht sehr realistisch, man kann einfach nicht glauben, dass so viele seltsame Menschen an einem Ort leben mit so übertriebenen Eigenschaften. Doch das macht eigentlich nichts. Man weiß dass man die Personen nicht zu ernst nehmen darf , dass sie absichtlich überzogen gestaltet worden sind, weil dies ein Buch der Übertreibungen ist und das in allen seinen Facetten.
Für manches Buch würde das das Aus bedeuten, dieses Buch lebt davon und das tut es sehr gut.
Ich mag diese Art von Humor in einem Buch, sofern es gut gemacht ist. Es ist alles möglich, nichts ist zu skurril um geschehen zu können. Nichts ist zu blöd um gesagt zu werden, nichts zu peinlich (und von peinlichen Situationen gibt es hier genug). Sogar der überzogene Running Gag, der mit einem kleinen Mädchen und einem Kuchen zu tun hat fügt sich einfach ins Gesamtkonstrukt an und amüsiert den Leser köstlich, sofern man sich darauf einlassen kann.

Das Buch ist sicherlich nicht für jeden etwas. Man kann es nur lesen, wenn man es eben nicht zu ernst nimmt und auch primitiven Humor ertragen kann.

Eine kleine Frage stellte sich mir schon. Auf der Rückseite steht, dass dieses Buch den ersten Fall von Boris Kröger erzählt. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, das man aus de kleinen Ort mehr als nur ein Buch herausholen kann, der Autor hat meiner Meinung nach schon alle Register erschöpft um möglich viel aus dem Buch herauszuholen. Doch vielleicht irre ich mich, ich würde ein zweites Buch, jedenfalls lesen.

Fazit

Ein sehr witziger Krimi, der sicher kein literarisches Meisterwerk ist und auch nicht für jeder Mann geeignet ist. Wer es schafft sich und das Buch nicht zu ernst zu nehmen und über furchtbare Grammatik der Protagonisten hinwegsehen kann, der wird hier wunderbar unterhalten.