Rezension

Hinterm Deiche liegt 'ne Leiche - ★★★

Moin - Richard Fasten

Moin
von Richard Fasten

★★★

Hinterm Deiche liegt ’ne Leiche

 

In Altwarp in Vorpommern-Greifswald ist alles etwas anders als sonstwo. Da herrscht kein CSI-Gehabe, auch wenn Boris Kröger gern behauptet, es wäre Klein-Chicago. Besonders als die Kriminalschriftstellerin Dora Pan das kleine Örtchen aufsucht, um Recherchen für ihr nächstes Buch zu machen. Sie ist ständig an der Seite von Kröger und bringt diesen ganz schön ins Schwitzen. Vor allem aber hat er seine liebe Not, die Leichen, die sich inflationär zu vermehren zu scheinen, erst mal zu verstecken, denn dafür hat er erst nach dem großen Hafffest Zeit. Vermutet er doch, dass seine Vorgesetzte, Simone Siebenhaar, hinter allem steckt, denn sie ist ja Pro-PommernGas und somit für das Fracking, gegen das die Toten alle gekämpft hatten. Und so stolpert unser Boris von einer Katastrophe zur nächsten, bis es zum großen Showdown kommt.

 

Anfangs war echt jede Zeile zum Brüllen komisch. Leider haben sich die Gags dann aber sehr schnell durch ständige Wiederholung abgeschliffen. Da hab ich dann auch ebensoschnell die Lust daran verloren. Die Spannung suchte ich vergeblich, die neuen Witze wurden immer seltener und beinahe hätte ich es nicht bis zum Ende des Buches geschafft, aber da zog es glatt noch mal an. Die Wendung am Ende habe ich so nicht erwartet und finde sie super gut ausgedacht und aufgebaut. Das reißt dann die Wertung deutlich noch mal nach oben!

 

Die Protagonisten sind urig und einzigartig. Ob nun der Tarek (der einzige Fischer im Ort und dann ist er auch noch aus Anatolien), der seekranke Boris (der doch eigentlich aus einer Fischerfamilie stammt), die schlitzorige und vandalistische Oma Machentut (die einen „Sprachfehler“ hat, der mit im wirklichen Leben heftige Schmerzen verursacht und der irgendwie ziemlich verdreht im Buch genutzt wird), die verliebte Plüschke (die nicht einsehen will, dass der Tarek kein Interesse hat), dem pummeligen Bürgermeisterenkelchen Sandy Raschke (die ungenießbare Sandkuchen backt) oder der gutmütige, belesene Kirchner (der für die Oma Machentut so alles tut) – sie alle sind einzigartig und wirklich liebevoll gezeichnet. Ich stelle mir gerade die Besetzung im Falle einer Verfilmung vor .... herrlich schräg!

 

Wenn auch nur ein Viertel von den Vorgängen in Altwarp im realen Leben stattfinden würde, gäbe es einen riesigen Skandal. Aber dafür ist es ja auch ein Fastostseeküstenroman, der die Leser zum Lachen bringen soll und nicht den Tatsachen entspricht.

 

Das Land der drei Meere: Sandmeer, Waldmeer, nichts mehr – wird zu: Sandmeer, Waldmeer, Blutmeer. Und obwohl es ein steiniger Weg dahin ist, hat das Buch dann doch drei Sterne verdient, weil mir Anfang und Ende wirklich gut gefallen haben. Nur der Mittelteil war einfach nur zäh und unschön.

 

Fazit: man muss sich kompromisslos darauf einlassen, dann macht das Buch auch Spaß. Aber wenn dann doch ein wenig Anspruch hochkommt, wird es schwierig.

★★★  (ړײ)¸¸.•´¯`»