Rezension

Oma Machentuts Fischsuppe

Moin - Richard Fasten

Moin
von Richard Fasten

Bewertet mit 3 Sternen

Warum dieser seltsame Titel für diese Rezension? Tja, weil dieses Buch genauso daherkommt wie die Fischsuppe der Oma. Sicherlich weiß man da auch nicht so genau, was da alles hinein- und zusammengeworfen wurde und dementsprechend wird das Ergebnis mal schmackhaft sein und mal weniger und man weiß sicherlich auch nicht immer, was das Ergebnis eigentlich sein sollte.

Genauso geht es einem mit diesem Buch. Wohin wollte es? Was sollte es werden? Ein Regionalkrimi? Eine nicht ernst gemeinte Sozialstudie? Ein Roman über seltsame Leute in seltsamen Hinterwäldlerorten? Man weiß es nicht, nur eines ist klar: Die Suppe war so schmackhaft nicht.

Dabei waren die Zutaten vorhanden, eigentlich. Aber eigentlich, hat mal jemand zu mir gesagt, ist ein Lügenwort. Denn es schickt immer voraus, dass etwas eben nicht so ist, wie man es erwartet. Also, was habe ich denn erwartet?

Einen humorvollen Regionalkrimi mit skurilen Leuten. Denn genauso las sich die Leseprobe mit dem Tarek, der fast einzige Fischer in Altwarp, obwohl er aus den anatolischen Bergen stammte, Oma Machentut, die natürlich nicht Machentut, sondern ganz anders heißt, aber so wegen ihrer eigenwillig durchgeführten neuen deutschen Rechtschreibung genannt wird, und Kröger, dem Kapitänsenkel, dem schlecht wird, sobald er auch nur ein Schiff von weitem sieht, und den selbst seine Oma Machentut und seine Eltern nur mit dem Nachnamen anreden. Plötzlich wimmelt es überall von Leichen und das ist ganz, ganz schlecht fürs Dorffest, sagt der Bürgermeister. Der Anfang war auch witzig und versprach ein wahres Lesevergnügen. Eigentlich.

Denn uneigentlich konnte das Buch nicht halten, was es versprach. Der Witz wurde schal wie das Bier in den vergessenen Gläsern der Kneipe, Kröger stellte sich als tumber Dorfbulle heraus, der den lieben langen Tag nichts Besseres zu tun hat, als ein wahres Ar... ein wahrer Armleuchter zu sein, meine ich. Dass dann noch eine berühmte Schriftstellerin auftaucht, die ihn begleiten will, um Inspirationen für ihren neuesten Krimi zu erhalten, macht die Geschichte nicht besser. Denn die zog sich und zog sich und beinhaltete immer dasselbe: Kröger trifft auf Leute aus seiner Gegend, benimmt sich wie ein Ar... Armleuchter und macht sich vielleicht nicht allgemein, aber zumindest beim Leser unbeliebt. Um ehrlich zu sein, hätte der Mörder sein Ziel erreicht und ihn umgebracht, hätte es mich nicht gestört, denn lasst uns ehrlich sein: Mobber sind die schlimmste Form menschlichen Abschaums.

Im Endeffekt weiß ich nicht, was ich von dem Buch halten soll. Ist es eine Parodie auf Polizisten? Ich kenne durchaus ein paar Vertreter der Staatsgewalt, die zu solch hohlen Aktionen fähig gewesen wären. Sollte es ein humorvoller Roman sein? Dann war es zu wenig, denn die Schmunzler am Anfang entpuppten sich beim weiteren Lesen mehr als unterdrücktes Gähnen. Oder war es eine verpackte Sozialkritik gegen Fracking und Mobbing? Dann war es zu wenig und zu unklar. Aufgrund dieser Vermutungen drücke ich das Buch von 2 auf 3 Punkte hoch, aber diese stehen auf wackligen Babybeinchen.

Fazit: Ein Krimi wie eine Fischsuppe. Leider war der Aal zu fettig, der Karpfen zu alt und lediglich die Forelle konnte einen Teil des Essens retten.