Rezension

Eine gute Idee, mit einer schwachen Umsetzung

Play & Pretend -

Play & Pretend
von Nena Tramountani

[Werbung unbezahlt | Rezensionsexemplar] [Vielen Dank an penguinrandomhouse für die Bereitstellung]

Darum geht´s:

In diesem Buch von Nena Tramoutani aus dem Penguinverlag geht es um die dritte Mitbewohnerin der WG. Nachdem ihre letzte Erfahrung mit einem Mann eher unschön geendet ist, ist sie nur wenig erfreut als sie bei einem Casting mit einem Mann vorspielen soll, der für sie kein Unbekannter ist. Aus anfänglicher Skepsis entsteht nach und nach Nähe – und das auch abseits der Bühne und den Proben. Doch nicht nur sie trägt ihre Probleme mit sich rum, auch er hat Dämonen, mit denen er lernen muss umzugehen. Werden die beiden es schaffen dennoch zueinanderzufinden?

Mein Lesefazit:  

Dieses Buch konnte mich leider nicht abholen. An sich ist der Schreibstil der Autorin ganz gut, jedoch gab es viele Kapitel, die recht lang waren, was das Buch zäher gemacht hat, als es hätte sein müssen.

Den Schauspielaspekt mochte ich, vor allem hat mich das Ganze hier an "Die Wilden Hühner" erinnert, da es dasselbe Theaterstück war. An sich war das Proben und alles, was mit dem Schauspielen zu tun hatte, auch präsent, aber dennoch hat es mir da mimimal an etwas gefehlt, um ein wohliges Gefühl zu bekommen – es fehlte ein kleiner Funken.

Die Anziehung zwischen den Protagonisten war für mich leider nicht greifbar. Es war zwar irgendwie so, dass eine starke Anziehung vorhanden sein sollte, jedoch gab es irgendwie keine Grundlage dafür, die mir als Leser das Ganze ersichtlich gemacht hätte. Wenn man die beiden am Ende des Buches zusammen betrachtet, müsste man bei kritischer Betrachtung auch sagen, dass es viel Triggerpotenzial gibt, was in der Realität an dem Punkt, wo die beiden stehen, sicherlich nicht ratsam wäre.

Was mich allerdings am meisten an dem Buch unbefriedigt zurückgelassen hat, ist die Tatsache, dass die Autorin in einem Buch direkt zwei psychische Krankheiten unterbringen wollte. Grundsätzlich finde ich das super, die Gesellschaft dafür so sensibler zu machen. Leider war die Umsetzung meines Erachtens nicht optimal. Man hat gemerkt, dass die Buchlänge zu wenig Platz geboten hat. Die psychische Krankheit von ihm ist recht umfangreich und wurde dafür nur recht spärlich behandelt.

Die psychische Krankheit der Protagonistin ist zentraler gewesen, aber der Umgang hat für mich nicht gereicht. Es wurden nur offensichtliche Folgen des Ganzen genannt und es wurde nicht tiefer darauf eingegangen – es klang so, als sei abgesehen davon alles easy, wenn man damit durch´s Leben geht. Dem ist allerdings nicht so – selbst wenn jeder Mensch individuell ist und somit andere Auswirkungen auftreten können, gibt es dennoch Folgen, die evolutionärbedingt bei vielen Betroffenen auftreten sollten.

Zudem finde ich, dass wenn man ein psychologisches Krankheitsbild aufgreift, man auch immer einen Ausblick bzw. Möglichkeiten für betroffene Leser aufzeigen sollte – nicht im Nachwort (wobei ich das gut gelungen fand) – sondern auch schon im Buch, anhand der Protagonisten. Da war das Ende leider sehr dünn und hat keine Ansätze geliefert.

Alles in Allem eine gute Idee, die Umsetzung war in meinen Augen leider nicht gelungen. Man sollte psychische Themen ansprechen, diese dann aber auch so aufarbeiten, dass Betroffene daraus einen Vorteil ziehen können. Zwei psychische Krankheiten auf einmal war einfach zu viel – vor allem wenn man bedenkt, dass es gegebenenfalls fehlleitend sein kann, zu sagen, dass es einen anderen Menschen braucht, um zu heilen. Ein Aspekt, der mir noch aufgefallen ist, ist die Verwendung des Wortes "perfekt" – es wurde auffallend häufig verwendet – aber was im Leben ist schon perfekt?