Rezension

Ähnlich wie die anderen Romane der Autorin

Die Schweigende - Ellen Sandberg

Die Schweigende
von Ellen Sandberg

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Schweigende“ von Ellen Sandberg befasst sich mit den Frauen der Familie Remy. Im Mittelpunkt stehen Karin und ihre drei Töchter Imke, Geli und Anne sowie das problematische zwischenmenschliche Verhältnis der vier. 
Von je her begegnet Karin ihren Kindern eher unterkühlt und unnahbar. Als Vater Jens überraschend stirbt, droht die Familie auseinander zu brechen. Während Anne und Geli ohne groß mit der Schulter zu zucken mit der Mutter brechen würden, beginnt Imke – aufgrund eines Versprechens, welches sie ihrem Vater auf dem Sterbebett gab - in der Vergangenheit zu graben. 
Ein zweiter Handlungsstrang befasst sich mit Karin, die aus heutiger Sicht ein ganz normaler Teenager war. Sie interessiert sich für Mode, Kosmetik und Jungs. Doch die Konventionen der 50er Jahren waren gnadenlos. Hinzu kam, dass Karins Mutter alleinerziehend war. Die spießbürgerlichen Nachbarn fühlen sich belästigt und zeigen sie an, wodurch eine Maschinerie in Gang gesetzt wird, die einfach nur sprachlos macht. 
Die Autorin beschreibt detailliert die Zustände in einem Kinderheim und man ist als Leser einfach nur schockiert, welchen Misshandlungen und Grausamkeiten die Kinder damals ausgesetzt waren, ohne Chance auf Unterstützung oder Hilfe. 
Ich mag Ellen Sandbergs Schreibstil sehr gerne und es ist mir auch dieses Mal schnell gelungen in die Geschichte hineinzukommen und interessiert dabeizubleiben. Dies war mein 5. Buch der Autorin und was mir mittlerweile etwas negativ auffällt ist, dass das Grundgerüst stets einem festen Muster folgt. Raffgier, Habsucht, sexuelle Schwierigkeiten – sind Themen, die Frau Sandberg scheinbar nicht loslassen. In jedem Buch gibt es mindestens eine Person, die sich extrem rücksichtslos verhält, auf eine Weise, die völlig überspannt wirkt. In „Die Schweigende“ ist es Anne, deren Rachegelüste schon an Wahnsinn grenzen. 
Am ehesten konnte ich mit Imke warmwerden. Sie gibt sich Mühe, die Familie zusammenzuhalten und möchte ihre Familie verstehen. 
Geli ist von ihrer Art her zwar manchmal etwas anstrengend, ihre Verhaltensweisen waren aber trotzdem nachvollziehbar für mich.
Karin mochte ich in der Vergangenheitshandlung wirklich gerne, während sie mir in der Gegenwart nicht sonderlich sympathisch war. Obwohl ich tiefstes Mitgefühl für das ihr widerfahrene Unrecht hatte, konnte ich dennoch nur bedingt verstehen, warum sie ihren Töchtern genau das verwehrt, was sie sich selber so lange gewünscht hat.
Die Männer in der Geschichte halten sich eher im Hintergrund und scheinen zu sympathisch und verständnisvoll für ihre Frauen. Alle vier sind vom Charakter her der selbe Typ. 
Insgesamt liest sich „Die Schweigende“ gut weg, ohne dass Langweile aufkommt. Da ich aber bereits die anderen Bücher der Autorin gelesen habe, hat mir hier das Innovative gefehlt.