Rezension

Änderst du ein Element, ändert sich alles

Leuchtfeuer -

Leuchtfeuer
von Dani Shapiro

Bewertet mit 4 Sternen

»Wenn man die Zeit als Ganzes begreifen könnte, würde man sehen, dass die Vergangenheit bestehen bleibt und nicht im Rückspiegel verschwindet.«

Ein tragischer Unfall im August 1985 mit Todesfolge, versucht von den Zwillingen Sarah und Theo Wilf. Ihr Vater Benjamin war als Arzt der erste am Unfallort. Dani Shapiro beleuchtet verschiedene Perspektiven im Laufe der Zeit und zeigt, dass Traumata nicht einfach verschwinden und unsere Gegenwart und Zukunft beeinflussen. Im Fokus stehen die Familie Wilf und die Familie Shenkman aus der Nachbarschaft. Das meiste spielt sich im Jahr 2010 ab. Von da aus geht es in die Vergangenheit und in die Zukunft. Die vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind gut gekennzeichnet, erfordern aber konzentriertes Lesen. Berührend war die entstehende Verbindung zwischen Benjamin und dem Nachbarsjungen Waldo, der ihm ganz neue Blickwinkel ermöglicht und zeigt, dass es Dinge gibt, vor denen wir unsere Kinder und uns selbst nicht beschützen können. „Aber das sind nur ein paar mögliche Bahnen eines Lebens, eine Handvoll Sternschnuppen am Nachthimmel. Änderst du ein Element, ändert sich alles.“ 

Mit diesem Erzählstil in der dritten Person gelingt Dani Shapiro eine komplexe Innenschau aller beteiligten Familienmitglieder. Die Zeitsprünge machen die Charaktere vielschichtiger und zeigen eine weite Bandbreite prägender Ereignisse. Ich kann mir dieses Konzept sehr gut verfilmt vorstellen, denn es ist eine Serien geplant, da es die Stärken wahrscheinlich noch besser ausleben kann, als der Roman es konnte. Der Schreibstil geleitet einen flüssig durch die Handlung und ich mochte den hochbegabten Waldo und seine Faszination für das Universum. Eine lebensnahe Perspektive, berührend dargestellt, Trost spendend und hoffnungsvoll. Eine ungewöhnliche Geschichte über Verlust, Verbundenheit und Schuldgefühle.