Rezension

Beklemmende Eintönigkeit

Institut für gute Mütter -

Institut für gute Mütter
von Jessamine Chan

Weil Frida ihre Tochter unbeaufsichtigt lässt, wird ihr vorläufig das Sorgerecht für die Kleine entzogen - will sie es zurückerlangen, muss sie ein Jahr lang im  "Institut für gute Mütter" lernen, was es heißt, eine gute Mutter zu sein. Oder zumindest, was der Staat sich unter einer guten Mutter vorstellt. Anhand von KI-Puppen muss Frida zusammen mit anderen gescheiterten Müttern eine Lektion nach der anderen über sich ergehen lassen, egal wie sinnlos und kalt die Lektionen auch scheinen, wer aufbegehrt muss mit Strafen rechnen oder damit, sein eigenes Kind nicht wiederzusehen.

Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch. Die Idee fand ich faszinierend und beklemmend, auch die Vergleiche mit Büchern wie "Der Report der Magdt" oder "Alles, was wir geben mussten" haben mich wirklich neugierig gemacht. Der Anfang des Buches war relativ langsam und bis Frida dann endlich mal im Institut angekommen ist, dauert es gute hundert Seiten und ich muss gestehen, teilweise ein bisschen ungeduldig geworden zu sein. Im Institut selbst ist das Leben eintönig und hart und kalt. Anfangs ging davon noch eine gewisse Faszination am Schrecklichen aus, aber das Schreckliche blieb dabei auf einem relativ gleichtönigen Level ohne große Höhen und Tiefen, was mich irgendwie ein bisschen ermüdet oder abgestumpft hat.

Die KI-Puppen waren für mich das faszinierendste, die Idee hat mir wirklich gefallen und auch ihre Beschreibungen. Das war sehr gelunge, auch wenn ich mich vor den Puppen wirklich gegraust und teilweise sogar geekelt habe - aber das war ja Teil des Konzepts, also gelungen.

Die Erzählweise ist sehr kühl und distanziert. Weder zu Frida noch zu irgendeiner anderen Person konnte ich eine wirkliche Beziehung aufbauen und das hat es für mich dann leider auch ein bisschen schwer gemacht, der Geschichte über die vollen 400 Seiten meine Aufmerksamkeit zu widmen.

Insgesamt fand ich den Gedanken bzw. die Idee der Geschichte spannender oder gelungener als die Umsetzung. Ich hätte mir mehr Schrecken, mehr einschneidendes oder herausstechendes und weniger Eintönigkeit gewünscht. Ich bereue es nicht, das Buch gelesen zu haben, weil es mich mit interessanten Fragen konfrontiert hat, aber noch einmal würde ich es nicht lesen.