Rezension

Was ist eine gute Mutter?

Institut für gute Mütter -

Institut für gute Mütter
von Jessamine Chan

Bewertet mit 5 Sternen

Frida hat einen richtig schlechten Tag - auf den ungeahnte Konsequenzen folgen. Die völlig überforderte alleinlebende Mutter lässt ihre einjährige Tochter für zwei Stunden allein zu Hause. Nachbarn alarmieren die Polizei und Frida wird das Sorgerecht vorerst entzogen. Was nun folgt ist eine vollkommen entmenschlichende Überwachung, frustrierender Kontakt mit den Behörden und ein interessantes Angebot des Gerichts: Frida soll ein Jahr auf eine Schule, wo sie lernen soll, wie sie eine gute Mutter wird, bei erfolgreichem Abschluss hat sie bessere Chancen, das Sorgerecht für ihre Tochter zurückzubekommen. Frida nimmt das Angebot an, doch sie ahnt nicht, welche Methoden sie an dieser Schule erwarten.

Zum Inhalt des Buches finde ich es noch erwähnenswert, dass die Handlung ein paar dystopische und Sci-Fi-Elemente enthält, vor allem was Überwachung und künstliche Intelligenz angeht. Diese Aspekte sind nur sehr gering in der Anzahl, aber durchaus wichtig für die Handlung, ich könnte mir vorstellen, dass sehr große Sci-Fi-Muffel hier vielleicht die Lust verlieren könnten. Wie genau diese Elemente aussehen, möchte ich nicht weiter spoilern, sie werden aber an anderer Stelle (z.B. den Klappentext des Buches) erwähnt.

Selten hat mich ein Buch so wütend gemacht - und das meine ich als Kompliment. Die Handlung wirft die große Frage auf, was eine gute Mutter ausmacht, wer die Antwort auf diese Frage festlegt und ob und wie Eltern es schaffen können, Fehler in ihrer Erziehung zu revidieren. Auch Aspekte der Kultur und des Geschlechts in diesem Zusammenhang fand ich unheimlich interessant. Der Inhalt dieses Buches wird mich sicher noch für lange Zeit beschäftigen - auch (oder vor allem?) ich als Person, die (noch) keine Kinder hat, hatte hier an echt viel zu knabbern.

Gleichzeitig muss ich aber auch zugeben, dass ich manches als echt harten Tobak empfand und ich das Buch manchmal einfach weglegen musste, weil mich manches so sehr aufgeregt hat - aber ich denke, genau das will das Buch erreichen. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass sich manche Menschen durch gewisse Inhalte des Buches getriggert fühlen können, entsprechende Warnungen wären hier glaube ich ganz gut gewesen (v.a. schwierige Erfahrungen sowohl als Kind als auch als Elternteil, Probleme beim Co-Parenting).

Mich hat das Buch wirklich nachhaltig zum Nachdenken angeregt und ich denke, das schaffen so sicher nur wenige Romane. "Institut für gute Mütter" ist sicher kein einfaches Buch, aber wenn man im richtigen Headspace ist, kann man hier sicher einiges mitnehmen.