Rezension

Innovative Dystopie mit Sogwirkung

Institut für gute Mütter -

Institut für gute Mütter
von Jessamine Chan

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn man ab und an in den Nachrichten hört, wie manche Eltern ihre Kinder behandeln, wünscht man sich schon manchmal eine strengere Kontrolle. Wie so etwas aussehen könnte, zeigt dieses Buch mit erschreckender Konsequenz.

Frida hatte einen schlechten Tag, einen ganz schlechten sogar, als sie vor Müdigkeit nicht mehr richtig denken konnte, ihre kleine Tochter kurz allein ließ, um Unterlagen aus dem Büro zu holen und dann die Zeit vergaß. Im Institut für gute Mütter soll sie lernen, wie man verantwortungsvoll mit Kindern umgeht und eine lebensechte Roboterpuppe betreuen.

Damit beginnt eine tragische Abwärtsspirale. Es ist eigentlich unmöglich allen behördlich verfügten Ansprüchen gerecht zu werden. Immer absurder werden die Anforderungen, immer fragwürdiger die Überwachungsmethoden.

Jessamine Chan hat hier ein wirklich böses Buch geschrieben, das kein Pardon kennt und sehr schnell Sogwirkung entwickelt. Man ist sofort mittendrin. Frida hat sich falsch verhalten, aber man kann sie verstehen. Und genau wie Frida würde man sich in diese gruselige Situation fügen, die immer schlimmer wird. Man merkt gar nicht, wann die Grenzen der Plausibilität tatsächlich überschritten werden, aber überschritten werden sie und die Autorin legt grinsend immer wieder eine Schippe drauf.

„Institut für gute Mütter“ ist eine Dystopie, wie man sie noch nie gelesen hat, eine grausige Vision einer möglichen Zukunft, die gleichermaßen unterhält, berührt und am Ende sogar erschüttert. Ich bin beeindruckt.