Rezension

Dystopisch, realistisch, erschreckend

Institut für gute Mütter -

Institut für gute Mütter
von Jessamine Chan

Bewertet mit 5 Sternen

Worum geht’s? Fridas Baby Harriet ist krank und schreit Tag und Nacht. Allein und überfordert lässt sie ihr Kind kurz allein, um aus dem Büro Unterlagen zu holen. Als Frida zurückkommt, ist Harriet fort. Die Polizei hat sie abgeholt, Frida muss sich einem Prozess stellen, verliert das Sorgerecht und wird in eine Besserungsanstalt gesteckt, ein Institut, das sie zu einer besseren Mutter machen soll.

Meine Meinung:

„Institut für gute Mütter“ (Ullstein Buchverlage, März 2023) ist ein dystopischer Roman und zugleich das Debüt von Jessamine Chan. Und obwohl es reine Dystopie ist, wirkt es durch den Schreibstil der Autorin absolut realistisch und ging mir beim Lesen so nahe, dass es wirklich erschreckend war!

Wir begleiten Frida, die in einem schwachen Moment einen Fehler begeht, der ihr komplettes Leben ändert. Frida ist eine Frau mit chinesischen Wurzeln, die immer versucht, alles richtig zu machen, nirgends anzuecken und sich zu viel entschuldigt. Die anderen Figuren in dem Roman sind eher Nebendarsteller, aber gut gewählt und perfekt in Szene gesetzt. Ihr Ex-Mann Gust, dessen neue Freundin Susanna. Die Aufpasserinnen im Institut. Gusts bester Freund Will. Dann die anderen Frauen im Institut. Die Autorin hat für Frida und ihre Geschichte die perfekte Umgebung mit den perfekten Menschen geschaffen, die das Buch noch eindringlicher wirken lassen.

Jessamine Chan entführt uns zusammen mit Frida in eine ehemalige Universität, in der das Institut für gute Mütter untergebracht ist. Der Tagesablauf, die Übungen, die Arbeit mit den KI-Puppen und die Behandlung der Mütter waren dabei so unglaublich gut dargestellt, dass mir die ganze Szenerie real vor Augen stand. Ein wahr gewordener Alptraum ohne Erwachen! Besonders erschreckend war auch, wie schnell Frida in etwas hineingeraten konnte und auch einige der anderen Mütter, das eine Kettenreaktion in Gang gesetzt hat, aus der es kein Entrinnen gab. Ich habe so mit Frida und ihrer KI-Puppe Emanuelle mitgefiebert, dass sie die Aufgaben erfüllen können. Dann die Gruppendynamik in der Anstalt, wie sich Frauen zusammengeschlossen haben, es gab eine Art Lagerkoller, einzelne wollten ausbrechen. Ich war geschockt, bewegt und berührt. Es war eine Mischung aus Bestrafungen und fast schon Gehirnwäsche und immer wieder das Mantra „Ich bin eine schlechte Mutter, weil“. Das Buch hat mich absolut fasziniert, zum Denken angeregt, insbesondere über die Erziehung von und den Umgang mit Kindern. „Institut für gute Mütter“ ist ein Buch, das mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird, das so zeitgemäß wie außergewöhnlich ist und für das ich eine klare Leseempfehlung aussprechen möchte!

Fazit:

Mit ihrem dystopischen Debütroman „Institut für gute Mütter“ hat Jessamine Chan es geschafft, mich wirklich zu beeindrucken und zum Denken anzuregen. Sie lässt uns Frida begleiten, die für ein Jahr in eine Besserungsanstalt eingewiesen wird um mithilfe einer KI-Puppe zu lernen, eine bessere Mutter zu werden. Die Geschichte ist dabei so real, so emotional, ergreifend und erschreckend, dass sie mir direkt unter die Haut ging. Die Gruppendynamik der Charaktere war deutlich spürbar. Das Hoffen der Mütter, die Verzweiflung. Es war eine Geschichte, die mich entführt hat in eine grausame Dystopie, die mich sicher noch eine ganze Weile weiterbeschäftigen wird.

5 Sterne für dieses wahrhaft großartige Debüt!