Rezension

Gute Mütter?

Institut für gute Mütter -

Institut für gute Mütter
von Jessamine Chan

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover wirkt eigentlich durch den Rosaton recht angenehm, der dunkle Torbogen gibt einen allerdings das Gefühl von Unbehagen Ungewissheit und Beklemmung.

 

Die alleinerziehende Frida ist maßlos überfordert. Ihre 18 Monate alte Tochter Harriet hat seit Tagen eine Mittelohrentzündung und Frida bekommt viel zu wenig Schlaf und ist dementsprechend erschöpft und gereizt. Um der Situation kurz entfliehen zu können, trifft sie eine fatale Entscheidung. Sie fährt zur Arbeit und lässt ihr krankes Kleinkind zweieinhalb Stunden alleine zuhause. Harriet weint und schreit, schließlich ruft ein besorgter Nachbar die Polizei und die KSB (Kinderschutzbehörde) wird eingeschaltet.

Harriet wird ihr vorübergehend entzogen und sie muss dem KSB beweisen, dass sie sich gut um Harriet kümmern kann, dass sie eine gute Mutter ist.

Zur Beurteilung ihres Verhaltens werden im gesamten Haus Kameras installiert, die alles Tag und Nacht filmen. Auch finden kurze Besuchszeiten mit Harriet statt, die beobachtet und analysiert werden. Frida fällt durch und soll für ein Jahr in eine Erziehungsschule , in der ihr beigebracht werden soll, eine gute Mutter zu sein.

Nach erfolgreicher Absolvierung erhält sie die Chance das Sorgerecht für Harriet wiederzuerlangen.

Was sich erst nach einer guten Lösungsmöglichkeit anhört, entpuppt sich schnell zum Albtraum.

Frida und die anderen Mütter werden einer KI-Puppe zugeteilt, die ihr eigenes Kind symbolisieren sollen. Anhand dieser Puppe sollen sie lernen, wie man sich als gute Mutter zu verhalten hat, wie man sich bewegt, wie man spricht. 

Sie werden durchgehend überwacht, bewertet, gedemütigt. Doch sie machen alles mit, aufgrund der Hoffnung, am ende ihr Kind wieder zu bekommen.

 

"Schlechte Eltern müssen alles von Grund auf neu lernen: die richtigen Instinkte, die richtigen Gefühle, die Fähigkeit, in Bruchteilen von Sekunden sichere, fürsorgliche und liebevolle Entscheidungen zu treffen. . "

(Institut für gute Mütter / Jessamine Chan)

 

Mit Frida kam ich leider gar nicht klar. Auch hat mich gestört, dass diese Situation, immer wieder als „ein richtig schlechter Tag“ deklariert wurde.

Für mich ist es unvorstellbar und unverzeihlich so ein kleines Kind zweieinhalb Stunden alleine zu lassen, noch dazu ein krankes Kind.

Frida hat sich grob fahrlässig verhalten, dennoch ist das was sich dadurch entwickelt, das System,  grausam und verstörend. 

 

Das Buch hat mich sehr aufgewühlt und nachdenklich zurückgelassen. Es wirft einige Fragen auf und ist sehr Gesellschaftskritisch. 

Wie hat eine gute Mutter zu sein? Kann man es erlernen oder ist es instinktiv (Mutterinstinkt)? Wie weit darf der Staat in die Kindererziehung eingreifen? 

 

Obwohl mich die Thematik sehr angesprochen hat, hat sich das Buch etwas gezogen und ich glaube, ich habe mir auch etwas anderes vorgestellt. 

Trotzdem ein gutes Buch, was einen wirklich zum Nachdenken und Diskutieren anregt, daher vergebe ich gute 3 lesende Alpacas.