Rezension

Der beste Kitschroman ohne Kitsch

Zwei an einem Tag
von David Nicholls

Bewertet mit 5 Sternen

Gott, hab ich geheult! Und wollt ihr mal was witziges hören? Ich weiß gar nicht genau, wieso. Im Grunde genommen ist das auch gar nicht witzig, aber wenn man etwas selbstironisches schreiben möchte, dann gehört dieser Satz doch dazu, oder? Zu diesem Buch gehört jedenfalls Selbstironie... wo wir wieder beim Thema wären. Gott, hab ich geheult! Das ganze Buch über war ich in einem schönen Traum gefangen (naja..zumindest bis Seite 478), in einem Traum von Dex und Em, Em und Dex und nun ist es einfach vorbei. Quasi ohne Vorwarnung, obwohl ich in der Tat immer wieder einen verhohlenen Blick auf die Seitenzahlen geworden habe und das Buch mit Lesezeichen immer wieder von obene und unten betrachtet habe. Der Abstand zum Ende ist leider nur geringer geworden, nicht breiter und ich wollte mich schon fast weigern, weiter zu lesen. Nur, damit die Geschichte nie niemals zuende geht. Aber, welche Geschichte überhaupt?

"Warum? Was willst du denn tun?", fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte. Sanft legte er ihr die Hand auf den Nacken, während sie leicht die Hand auf seine Hüfte legte, und die Leute im Sommerlicht nach Hause eilten, und es war der innigste Kuss, den beide je erleben sollten. Hier begann alles. Hier, an diesem Tag, fing alles an.

Es ist die Geschichte vom Emma und Dexter. Gerade 20 haben beide ihren Abschluss gemacht und verbringen eine Nacht und einen Tag gemeinsam. Danach fährt Dexter nach Australien, geht auf Reisen, während Emma zurückbleibt und versucht, ihr Leben auf die Reihe zu bringen. Mit allen ihren Vorsätzen, idealstudentischen Ansichten und ihrer dicken Hornbrille. Dexter dagegen..schlank und schön...ein Frauenheld, reist durch die Welt, gedanklich ist er aber immer bei Emma. Sie schreiben sich und vermissen sich und begegnen sich immer wieder. Die Sehnsucht ist immer da, aber sie finden einfach nicht zueinander. Das klingt nicht nur total romantisch, das ist es auch. Ich möchte nicht mehr von diesem Buch verraten, ich möchte euch nur sagen, es ist eines der schönsten Bücher, die ich je gelesen haben. Nicholls schafft es einfach, einen so in die Geschichte reinzuziehen, das man einfach nicht mehr davon kommt und es auch auf keinen Fall will. Diese Story ist einfach überhaupt nicht kitschig, sondern klug und witzig.

Die Sache ist die, Em, als ich vorhin im Regen in die Herberge zurückgerannt bin - der Regen hier ist warm, manchmal fast heiß, anders als der Regen in London - war ich, wie gesagt, ziemlich hinüber, und ertappte mich dabei, wie ich an dich dachte...

Und welchen Schluss ziehe ich aus dieser wunderschönen tragischen Geschichte? Wir stehen manchmal unserem Glück so nah, erkennen es nur nicht? Wir sollen das Leben genießen, solange wir können? Sicherlich, aber ich glaube, es ist viel einfacher: Das Leben ist das Leben und wir können daran eh nicht viel ändern, also nehmen wir es so wie es kommt! ^^ Das perfekte Leben gibt es nicht, nicht einmal oder gerade nicht in der Fiktion.
Voll 5 von 5 *Sternen*!