Rezension

Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten - Lucinda Riley

Der Lavendelgarten
von Lucinda Riley

Als Emilie de la Martinières nach dem Tod ihrer Mutter das alte und renovierungsbedürftige Château ihrer Familie erbt, ist sie zunächst überfordert. Einerseits trauert sie um ihre Mutter, fühlt sich gleich aber auch von ihr und ihrem Einfluss befreit. Während die bodenständige Tierärztin vor der Frage steht, was sie mit dem verschuldeten Erbe anfangen soll, trifft sie auf den jungen Sebastian Carruthers, der ihr seine Hilfe anbietet. Er erzählt Emilie von seiner Großmutter Constance, die während des 2. Weltkriegs auf dem Château gelebt hat und Emilies bereits verstorbenen Vater Edouard kannte.

Als Emilie von Sebastians Bruder einen Gedichtband bekommt, in dem sich selbstgeschriebene Gedichte ihrer Tante Sophia befinden, über die ihr Vater niemals gesprochen hat, beginnt sie ihre eigenen Nachforschungen.

Im dem Maße in dem Emilie die Geschichte erfährt, bekommt auch der Leser Einblick in die Ereignisse von 1943 und 1944. Die junge Constance Carruthers wurde in England zu einer SOE-Agentin ausgebildet und nach Frankreich geschickt, um sich dort der Resistance anzuschließen. Nachdem ihr Netzwerk aufgeflogen ist sucht sie Zuflucht bei Edouard de la Martinière, der mit seiner blinden Schwester Sophia in einem Stadthaus in Paris lebt, und ebenfalls die französische Resistance unterstützt.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, in denen man jeweils Emilie oder Constance folgt, wobei beide Handlungsstränge ihrem eigenen Höhepunkt entgegen streben. Die Verknüpfung beider Zeitstränge finde ich dabei sehr gut gelöst und auch die Punkte die für den Übergang gewählt wurden, fand ich sehr gut getroffen, da sie den Handlungsverlauf nicht zu sehr unterbrachen.

Lucinda beschreibt ihre Charaktere sehr gut und zum Teil tiefgründig. Manche Charaktere habe ich wirklich abgrundtief gehasst, andere waren mir unglaublich sympathisch und besonders mit der armen Sophia habe ich sehr mitgelitten. Der Zeitstrang der Vergangenheit war sehr gut recherchiert und ich habe mich sehr gefreut etwas über einen geschichtlichen Aspekt des 2. WK zu lesen, der mir so noch nicht bekannt war.

Insgesamt hat mir der Zeitstrang der Vergangenheit besser gefallen. Constance war mir zum einen sympathischer als Emilie, die insbesondere anfängliche eher wie ein naives Dummchen wirkte, zum anderen fand ich den Verlauf der Geschichte einfach wesentlich spannender. Schön fand ich, das man die Veränderung von Emilies Charakter sehr gut mitverfolgen kann, man merkt regelrecht, wie sie es schafft nach dem Tod ihrer Mutter aufzublühen und sich von ihrem Einfluss zu befreien.

Insgesamt finde ich Lucindas Schreibstil angenehm und unterhaltsam. Manchmal waren die Dialoge von Emilie und Sebastian allerdings etwas stumpf, was mich zum Teil schon gestört hat. Die Geschichte fand ich dennoch lesenswert und für alle, die gern Romane über Familiengeheimnisse lesen und denen zwei Zeitstränge nicht zu kompliziert sind (soll es ja auch geben), ist der Roman zu empfehlen. Ich werde auf jeden Fall auch noch „Das Orchideenhaus“ und „Das Mädchen auf den Klippen“ lesen, die schon in meinem SuB liegen.