Rezension

Durch und durch korrupt

Schwarzlicht - Horst Eckert

Schwarzlicht
von Horst Eckert

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Mit Anfang zwanzig hatte man noch Ideale, aber er war kein Grünschnabel mehr. Er wusste seit langem: Dieser Job war durch und durch korrupt. Man tat nicht das, was man für richtig hielt. Man passte sich an. Kollegen achteten darauf, dass man nicht aus der Reihe tanzte. Vorgesetzte benutzten die Karriere als Mittel, um einem das Rückgrat zu brechen. Das Ministerium erfand den Polizeidienst alle paar Jahre neu, und als Beamter machte man jeden Schwachsinn mit.“

Eine Woche vor der Wahl wird der NRW-Ministerpräsident ertrunken in seinem Pool aufgefunden. Vincent Veih, der neu ernannte Leiter des KK11 findet schon bald Hinweise, dass es sich keinesfalls um einen Unfall gehandelt hat, wie man an oberster Stelle gerne erklärt hätte. Bei seinen Ermittlungen gerät er immer mehr unter Druck.

Auch von privater Seite ist der Druck kaum geringer. Seine Freundin ist ausgezogen, mit seiner Mutter, einer ehemaligen RAF-Terroristin, kann er immer noch keine zwei Sätze wechseln, ohne dass die Fetzen fliegen und der Großvater, bei dem er aufwuchs, entpuppte sich als Nazi-Verbrecher. Nicht selten fragt sich Vincent, was von den beiden möglicherweise in ihm steckt.

Ein wirklich spannendes Buch! Ich war froh, dass ich es mir an einem Wochenende vorgenommen hatte – ich hätte es nämlich ungern weggelegt. Der Schreibstil sagte mir sehr zu und die Kapitel ließen sich locker weglesen. Das Buch ist aufgeteilt in Abschnitte, die den Kalendertagen bis zur Wahl entsprechen, wobei ich gegen Mitte des Buchs staunte, dass im Grunde erst drei Tage vergangen waren – so viel war schon passiert.

Gerade zum Ende hin gab es einige Stellen, die mir wie spannende Filmszenen in meinem Kopfkino erschienen. Und auf die Auflösung wäre ich auch nicht so schnell gekommen. Ein Polit-Thriller durch und durch, der kaum ein brisantes Thema auslässt.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich jetzt erst mal bei einem weniger realistischen Buch erholen muss. Diese Korruption an allen Ecken und Kanten, alle Menschen mies… Sicher ist das Realismus, dem man sich stellen muss, aber ich bewahre mir gerne das Gefühl (oder die Illusion), dass es auch noch ehrliche Menschen gibt. Auch bei der Polizei, auch bei Politikern. Und wenn man schon mit so viel Realismus um sich wirft – ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie realistisch es denn dann sein kann, dass ein Mann mit einer solchen familiären Vorbelastung und auch einem in Jugendzeiten nicht ganz einwandfreien Lebenslauf es auf eine solche Leitungsposition schaffen kann.

Vielen Dank liebe Doreen fürs Leihen :-)