Rezension

Ein Roman, für den ich gar nicht genug Adjektive aufzählen kann: authentisch, kraftvoll, ehrlich sind drei davon

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe - A. J. Betts

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe
von A. J. Betts

Bewertet mit 5 Sternen

Wie habe ich mich vor diesem Buch gefürchtet. Nicht, weil ich vermutete, dass es schlecht sein könnte. Vielmehr deshalb, weil ich Bücher mit dem Thema „Krebs“ eigentlich versuche zu vermeiden…
Als Kind hatte ich selber Krebs und das Glück, diese Krankheit zu überleben. Und doch kommen bei Büchern dieser Art immer wieder Erinnerungen in mir hoch, die ich manchmal wirklich nicht haben möchte…
Mit einem etwas mulmigen Gefühl begann ich also.
Aus Zacs Sicht wird zu Beginn erzählt und obschon das Thema ernst und auch die Infos die der Leser erhält, nicht gerade lustig sind, schafft A. J. Betts es bereits auf den ersten 100 Seiten, mich zum Lächeln zu bringen. Mit vielen Emotionen meinerseits hätte ich bei diesem Roman gerechnet, nicht jedoch damit.
Hervorgerufen wurde dieses Lächeln wohl durch die witzigen Dialoge zwischen Mutter und Sohn, die nicht nur authentisch wirkten, sondern der Story auch ein wenig Leichtigkeit gaben.
Doch immer wieder wird man auch wieder zurückgeholt – in Zacs und Mias Realität, die alles andere als rosig ist. Zurück zu ihrem Kampf gegen den Krebs…
Nach ca. 120 Seiten, im 2. Teil des Romans, wechselt die Erzählperspektive erstmalig zu Mia und von da an erlebte ich im Wechsel aus Zacs und Mias Sicht die Geschichte.
„Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ ist aber auch beängstigend, denn es wird dem Leser immer wieder vor Augen geführt, wie viele Menschen an dieser Krankheit erkranken… dagegen ankämpfen… und viele davon leider auch diesen Kampf verlieren. Vielleicht liegt es an meiner eigenen Geschichte, dass ich häufig tief durchatmen musste. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass es jeden berühren und jeder hin und wieder innehalten wird, um seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
Zwangsläufig setzt man sich mit dem Thema Tot auseinander. Dem, geliebter Menschen aber auch dem, völlig unbekannter… und irgendwie auch mit dem eigenen.
Der Leser darf die beiden Protagonisten ein Stück begleiten und den Weg, den man gemeinsam mit ihnen geht, wird man nicht so schnell vergessen.
Zac und Mia sind unglaublich starke Protagonisten. Die Autorin hat ihnen so viel mit auf den Weg gegeben.
Ihre Ansichten sind gegensätzlich. Dies zeigt sich besonders deutlich im Umgang mit ihrer Diagnose. Zac ist der optimistische. Er denkt rationaler und ist ein absoluter Statistiker.
Mia hingegen spiritueller, absolut verzweifelt und völlig aus der Bahn geworfen muss sie erst einen Weg zu sich zurück finden.
Die Geschichte ist so vielschichtig, dass es schwer ist, sie kurz zusammen zu fassen. A. J. Betts erzählt  „Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ so eindringlich und doch auch so einfühlsam. Was bleibt, wenn man am Ende dieses Romans die Buchdeckel zuklappt, ist ein Gefühl von Hoffnung und dennoch ist einem das Herz schwer.
So viel Leid. So viel Verlust. Soviel Angst. Aber auch unendlich viel Mut, Stärke und Liebe.
Meinem Exemplar, das ich vom Verlag bekommen habe, lag die Kopie eines Briefes der Autorin bei:
„Leider gehört Krebs für viele Menschen zum Leben, und jeder Jugendliche kennt jemanden, der daran erkrankt ist – oder ihn besiegt hat“
Ob Mia und Zac diesen Kampf gewinnen, das müsst ihr selber herausfinden.
Das ihr „Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ nicht vergessen werdet, das kann ich euch jetzt schon verraten.

Ein Roman, für den ich gar nicht genug Adjektive aufzählen kann: authentisch, kraftvoll, ehrlich sind drei davon. Witzig, nachdenklich und traurig drei weitere. Dürfte ich jedoch nur ein einziges verwenden dann wäre es … INTENSIV!