Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Windstärke 17 -

Windstärke 17
von Caroline Wahl

Bewertet mit 4.5 Sternen

Klappentext:
Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt, auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen Skip-Bo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.

„Windstärke 17“ von Caroline Wahl ist die Fortsetzung von „22 Bahnen“ und erzählt Idas Geschichte.

Mittlerweile sind 10 Jahren vergangen. Idas Mutter ist gestorben und Ida will weg. Weg aus der Fröhlichstraße, weg von der Kleinstadt, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hat.
Die letzten 10 Jahre hat Ida ziemlich alleine mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter verbracht. Die hat nun endgültig, mit einer Überdosis Tabletten ihrem Leben ein Ende bereitet.
Das ging an der Psyche von Ida nicht spurlos vorbei. Zu Tilda hat Ida wenig Kontakt. Ich denke, sie konnte ihr nicht verzeihen, dass sie sie mit der Mutter alleine gelassen hat.
Jetzt ist Ida auf Rügen gestrandet und findet nette Menschen, die sie aufnehmen. Jetzt heißt es, alle die Wut und all den Kummer zu verarbeiten.

Auch bei dieser Fortsetzung hat mich Caroline Wahl gleich wieder mit ihrem frischen Schreibstil begeister.
„Windstärke 17“, erzählt die Autorin jetzt aus der Sicht von Ida.
Die Leser*innen erfahren grob, was in den letzten Jahren passiert ist.
Den Kontakt zu Tilda, die inzwischen Mann und Kinder hat, lehnt Ida ab.

Da ich Windstärke 17 gleich im Anschluss an „22 Bahnen“ gelesen habe, ist Tilda in meinem Kopf noch immer präsent. Die Erlebnisse der letzten Jahre aus Idas Sicht sind für mich erschütternd.
Zum einen ist es gut zu wissen, dass Tilda trotz allen Schwierigkeiten im elterlichen Haushalt eine eigene Familie hat und auf festen Beinen steht. Ida war aber einfach noch zu jung, als Tilda das Elternhaus verlassen hat. Sie hat schwere Verletzungen an ihre Seele davongetragen.
Es war nicht immer einfach zu lesen. Oft habe ich das Bedürfnis gehabt, Ida in die Arme zu nehmen.
Der frische Schreibstil von Caroline Wahl hat dafür gesorgt, dass ich auch dieses Buch in einem Rutsch gelesen habe.

„Windstärke 17“ ist um einiges tragischer als „22 Bahnen“. Ein Buch, über das ich noch länger nachdenken muss.