Rezension

Fortsetzung der Familiensaga um eine Ärztin, Berlin und Ostafrika

Die Töchter der Ärztin -

Die Töchter der Ärztin
von Helene Sommerfeld

Bewertet mit 3 Sternen

Weimarer Republik Berlin und Ostafrika

Das Autorenpaar 'Helene Sommerfeld' erzählt in ihrem neuen Roman "Die Töchter der Ärztin" – wie es im Titel heißt – von den beiden Töchtern der Ärztin Ricarda / Rica Thomasius (Henriette / Henny und Antonia /Toni). Die Mutter ist die Titelheldin der früheren Romanreihe "Die Ärztin" (die ich nicht kenne). Da die im Roman vorkommenden Charakteren bereits in den früheren Büchern eingeführt wurden, ist es gut sich mit dem hinten angehängten Stammbaum und dem Personenregister bekannt zu machen.

Die Thomasius Frauen sind selbstbewusst und im großen Ganzen zielorientiert. Der Roman spielt in der Zeit Ende der 1920ger, Handlungsorte sind Berlin und Ostafrika. Toni reist nach Ostafrika, Tanganyika, in die Hauptstadt Daressalam (was heute Tansania heißt, weil das Land, zusammen mit Sansibar, als Nation fungiert) und später nach Kenia, um dort zu helfen.

Antonia geht für fast zwei Jahre nach Ostafrika (Tansania und Kenia). Dieser Aufenthalt in Afrika ist emotionsgebunden für sie, denn als Kind hielt sich dort auf und sie beginnt sich zu erinnern. Auf dem Schiff, dessen Passage sie sich als Krankenschwester verdienen muss, lernt sie auf dem Oberdeck (eigentlich verboten für sie) Ben kennen und tanzt mit ihm auf dem Deck. Sie verguckt sich in den gutaussehenden und charmanten Ben, der auf einer Farm in Kenia lebt.
In Berlin wohnen die Mutter und die ältere Schwester Henny, beide führen ihre eigene Praxis. Die ältere Tochter ist alleinerziehend. Bis dann ihr geschiedener Mann plötzlich wieder auftaucht.

Antonias Zeit in Afrika führt auch in das lokale Leben der Menschen ein, von dem sich sonst die Expatriierten fern halten. Abgrenzungen passieren auf allen Ebenen: Die Hellhäutigen wollen nichts mit den Dunkelhäutigen zu tun haben, die Indischstämmigen nichts mit dem afrikanischen Menschen. Antonia baut eine kleine Gesundheitsstation für Einheimische auf.
Doch dramatische Entwicklungen hemmen das Leben von Antonia in Ostafrika.

Da ich mich in Ostafrika (Kenia und Tanzania) gut auskenne und auch die örtliche Literatur sehr gut kenne, kommen mir einige Szenen sehr bekannt vor:
Kiambu in Kenia (Bens Farm) kenne ich, die Massai Mara kenne ich, auch Dar (die Hauptstadt von Tansania) kenne ich, wo Toni die anfängliche Zeit verbringt.
Die Szene mit den Löwen am Grab einer der Hauptfiguren erinnert mich an 'Out of Africa' von Karen Blixen, wo am Grab von Finch Hatton in den Ngong Hills auch angeblich Löwen wachten.  Karen verlor ihren Geliebten durch einen Flugzeugabsturz (kleine Maschine), Finch Hatton stürzte  auf der Suche nach Elefanten ab. Karen Blixen und Finch Hatton spielen heute in Kenia noch eine große Rolle.
Bei der großen Party auf der Farm in Kiambu ist auch die damals noch in Kenia weilende Karen Blixen eingeladen und unterhält sich mit Toni darüber, dass sie im Land gescheitert ist und zurückkehrt nach Europa. (Da ich rund ein Jahrzehnt in Kenia gelebt habe – es gibt tatsächlich einige, die dort überlebt haben und auch heute noch in 2. und 3. Generation dort leben).

Das Buch ist leicht zu lesen. Titelbild ist auf der Vorderseite sehr afrikanisch inszeniert, auf der Rückseite das Brandenburger Tor.