Rezension

Freundschaft gestern und heute

Rosen, Tulpen, Nelken - Heike Wanner

Rosen, Tulpen, Nelken
von Heike Wanner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kurz vor ihrem 30. Geburtstag erhält die Physikerin Sophie Post von ihrer Stiefmutter. Beim Aufräumen hat diese nämlich das alte Poesiealbum von Sophies leiblicher Mutter gefunden. An diese hat Sophie kaum Erinnerungen, denn sie starb, als Sophie noch ein kleines Mädchen war. Beim Blättern in dem Album kommt ihr die Idee, die alten Schulfreundinnen der Mutter aufzusuchen. Schon häufig hatte sie den Wunsch verspürt, mehr und persönlichere Dinge über ihre Mutter zu erfahren. Hier sieht sie nun die Chance, denn die damaligen Freundinnen, die sich „in ewiger Freundschaft“ in dem Buch verewigt haben, können ihr doch sicher einiges erzählen? Gemeinsam mit ihren eigenen zwei Freundinnen Sandra und Vanessa macht sich Sophie auf zu einer Reise in die Vergangenheit.

In diesem Buch geht es zwar scheinbar um die Suche nach Infos, die Sophie die früh verstorbene Mutter näher bringen können, aber in erster Linie geht es um Freundschaften. Und zwar um Freundschaften zwischen Frauen, um deren Bedeutung für das eigene Leben, um die Unterschiede zwischen Freundschaften früher und heute. Was bedeutet in Zeiten von sozialen Netzwerken eigentlich der Begriff „Freundschaft“? Auch Sophie differenziert genau zwischen den vielen Freunden, die sie auf Facebook hat und ihren Freundinnen Sandra und Vanessa. Ein Leben ohne die beiden kann sie sich kaum vorstellen.

Auf der Reise in die Vergangenheit lernt Sophie nun die Frauen kennen, die eine ähnliche Beziehung zu ihrer Mutter hatten. Wie erhofft, bekommt sie dabei viele Informationen. Aber nicht alles, was sie erfährt, ist schön. Zudem gibt es Widersprüche in den Berichten und Sophie fragt sich, was wohl damals tatsächlich vorgefallen ist. Und auch zwischen Sophie, Sandra und Vanessa kommt es auf der Fahrt zu Differenzen und Streitigkeiten.

Ich fand den Ansatz und die Idee sehr interessant und war neugierig darauf, was Sophie wohl entdecken würde. Zumal der Klappentext etwas von „Geheimnissen“ versprach… Was das angeht, war ich ein wenig enttäuscht, denn wirklich alles löste sich am Ende in größter Harmonie auf. Alle mal bestehenden Missverständnisse und Uneinigkeiten konnten behoben werden und ich konnte auch in der Vergangenheit der Mutter nichts Geheimnisvolles oder Negatives entdecken.

Der Klappentext versprach ferner, dass die Reise Sophies Leben verändern würde. Tatsächlich ist es so, dass sie während der Reise Gelegenheit hat, über ihre eigene Beziehung zu einem verheirateten Mann nachzudenken. Die Schlussfolgerungen, die sie daraus zieht, verändern dann natürlich ihr Leben, aber ich denke, dazu wäre es ohnehin über kurz oder lang gekommen. Auch diese Entwicklung konnte mich daher nicht überraschen. Genauso wenig wie die Entwicklung der Beziehung zwischen ihr und dem neuen, attraktiven, italienischen Nachbarn.

Das Buch ist ansonsten leicht und angenehm zu lesen. Wer also eine nette Geschichte über Freundschaften, verbunden mit einer kleinen Liebesgeschichte sucht, an deren Ende alle glücklich und zufrieden sind, dem ist dieses Buch zu empfehlen. Man sollte nur keine Überraschungen erwarten.