Rezension

Freundschaft hilft

Das Licht in den Birken -

Das Licht in den Birken
von Romy Fölck

Bewertet mit 5 Sternen

Der vielfach ausgezeichneten Krimiautorin, Romy Fölck, ist mit ihrem zweiten Roman “ Das Licht in den Birken“ aus dem Bereich Belletristik ein tiefgründiges Werk voller Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis gelungen.
Sie hat mit Thea, Bruno und Juli drei gänzlich unterschiedliche Charaktere geschaffen, sehr realitätsnah, teils mit vielen Ecken und Kanten, die dem Werk zum Nachdenken verhelfen und ihm einen sehr eigenen Charme verleihen. Bereits in ihrem letzten Roman (“Die Rückkehr der Kraniche“) hat sie ihre Erzählung auch in eine tolle Beschreibung der Natur- und Tierwelt platziert, welche die Lektüre zu einem atmosphärischen Leseerlebnis machen. Dazu passt das Cover in Pastelltönen mit der im leichten Nebel liegenden Heidelandschaft. Der präzise, aber unaufgeregte, bildhafte Erzählstil der Autorin hat mich gefesselt und tief in die Lektüre eintauchen lassen.
Im Prinzip sind die drei Hauptfiguren so etwas wie Antihelden.
Der knurrige Benno lebt auf seinem alten Hof inmitten der Lüneburger Heide, wo alte Tiere ihr Gnadenbrot erhalten. Er kann besser mit Tieren und Pflanzen als mit Menschen umgehen und ist im Prinzip total vereinsamt. Das Finanzielle zum Erhalt des Hofes ist ihm aus den Händen geglitten. Daher ist es ihm recht, dass Thea mit ihren beiden Ziegen in eine leerstehende Wohnung einzieht, damit er zu Geld kommen kann.
Thea ist eine Art quirlige Aussteigerin, die, nach langen Jahren in Portugal, nun ins kalte Deutschland zurückkehrt, denn sie hat jetzt, mit fünfzig Jahren, eine schlimme ärztliche Diagnose erhalten. Sie will Halt und Ruhe in der alten Heimat finden.
Die junge Juli gesellt sich unfreiwillig zu den beiden “Alten“, denn sie hat sich auf einer Wanderung den Fuß verletzt und Benno bringt auf den Hof. Ihre Familiengeschichte, besonders das angespannte Verhältnis zu ihrer Mutter, ist sehr belastend für sie, speziell der Tod des geliebten Opas. Wie Thea trägt auch sie seelische Probleme und Kummer mit sich herum.
Die beiden wollen Brunos Lebenswerk retten,und es gelingt ihnen seinen “Panzer“ zu knacken und zusammenzuhalten.
Durch die drei unterschiedlichen Erzählperspektiven der Figuren lernt man, deren Gedanken nachzuvollziehen und immer tiefer in deren Persönlichkeit einzutauchen. Dabei gelingt es der Autorin, das Zwischenmenschliche sehr gut herauszuarbeiten, so daß man versteht, wie sie es lernen, miteinander auszukommen und zu Freunden werden. Freundschaft, Hilfe, Problemlösungen, Neuanfänge und gegenseitiges Verständnis sind die Hauptthemen des Werkes, das mit viel Wärme, aber auch kraftvoll, Lebensweisheiten vermittelt und einen das eigene Leben überdenken lässt. Mir hat dieser wunderbare Roman viele gedankliche Anstöße vermittelt und klargemacht, wie wichtig Freundschaft ist.