Rezension

Geheimnisse des Meeres

Die Leuchtturmwärter -

Die Leuchtturmwärter
von Emma Stonex

Bewertet mit 5 Sternen

Was wirklich geschah, als im Jahr 1900 drei Leuchtturmwärter von einem einsamen Turm an der Küste Cornwalls verschwanden, ist bis heute ein Rätsel geblieben. Nun hat das Geheimnis auch die Fantasie von Emma Stonex angeregt. Was sie daraus gemacht hat, ist so brillant konstruiert und formuliert, dass es eine wahre Freude ist. Ich bin nicht mal sicher, ob ich den Roman als Genremix bezeichnen kann, denn eigentlich entzieht er sich jeglicher Kategorisierung.

Abwechselnd lässt die Autorin die Wärter Arthur, Bill und Vince zu Wort kommen sowie ihre Frauen oder Freundinnen Helen, Jenny und Michelle. Die Geschichte mäandert dabei zwischen 1972, wohin Stonex das Verschwinden verlegt hat, und 1992, als ein Schriftsteller versucht, es zu ergründen. Abgründig wie das Meer ist alles Verborgene, das so nach und nach ans Licht kommt. Raffiniert und mit atmosphärischer Dichte spinnt Stonex die Geschichte fort, lässt uns in die Köpfe ihrer Protagonisten tauchen, bis nicht mehr zu unterscheiden ist, was wahr oder nur Vorstellung ist. Ich war ebenso beeindruckt von der Erzählkunst der Autorin wie von ihrem psychologischen Einfühlungsvermögen und werde ihr weiter folgen. Zwar hat sie mit dem gewählten Ende nicht alle meine Erwartungen erfüllt, aber die Leserschaft auch nicht einfach in der Luft hängen lassen, wie es bei einem offenen Ende der Fall gewesen wäre.
Ein sprachlich herausragender Roman, so geheimnisvoll wie das Meer und das Leben.