Rezension

Was ist damals geschehen?

Die Leuchtturmwärter -

Die Leuchtturmwärter
von Emma Stonex

Der Roman "Die Leuchtturmwärter" von Emma Stonex kommt mit seinem dunkelblauen Cover mit dem kleinen, weißen Leuchtturm umgeben von tosenden Wellen leise und gleichtzeitig eindrucksvoll daher. Es geht um drei Männer - genauer gesagt die drei Leuchtturmwärter, deren Verschwinden am 31. Dezember 1972 entdeckt wurde. An Land zurückblieben ihre drei Frauen und Kinder, die auch zwanzig Jahre später nicht wissen, was passiert ist. 1992 möchte ein Autor über den Fall schreiben und so kommen ungeahnte Wahrheiten ans Licht.

Dieser Roman, der sich in meinen Augen teilweise fast psychothrillerartig entwickelt, denn die Story hat ungeahnte Tiefen und lässt mich nicht heraus aus ihrem Sog.

Die Erzähltechnik der Autorin ist überaus genial, in dem sie zunächst den Autor, der den Fall aufrollen will, in die Spur schickt, um dann nicht nur zwischen den Jahren 1972 und 1992 hin und her zu springen, sondern auch alle der drei Wächter und ihre Frauen Bruchstücke aus ihrem Leben erzählen lässt. Sehr eindrucksvoll und teilweise auch gleichzeitig beklemmend ist die Darstellung des Alltagsleben auf dem Leuchtturm generell und als dann auch noch das aktuelle Geschehen bzw. auch die Tage vor dem Verschwinden der Männer erzählt wird, jeweils aus einer anderen Perspektive, stockt mir zwischendurch der Atem. Ich kann die Atmosphäre spüren. Dazu kommt die Erzählung der Frauen, die sich auf das Gespräch mit dem Autoren vorbereiten, ihre Gedanken mitteilen und ihre Geschichte auf sehr eigene Weise erzählen.

Schnell wird klar, dass nicht nur die Atmosphäre auf /in dem Turm stets sehr speziell war, sondern auch das Leben am Land ebenso.

Während ich gerade noch Verständnis und Sympathie für eine Person empfand, so ändert sich dies sprunghaft mit dem nächsten Bruchstück, der aus einer anderen Perspektive erzählt wird..

Am Ende ist alles ganz anders, als ich es mir jemals vorstellen konnte und dieser Roman hat mich bis zum Schluss gebannt. Zwischenzeitlich fühlte ich mich wie im Turm und wusste nicht mehr, was ich sehe, fühle und glauben sollte. Ich blätterte noch mal Seiten zurück, las Passagen zum zweiten Mal, da ich unsicher war, ob ich einen Hinweis überlesen hatte.

Wenn ich das Buch mit einem Puzzle vergleichen würde, würde ich sagen, dass viele Teile gefunden sind, ein Bild zum Vorschein kommt, aber ich nicht sicher bin, ob ich alles sehe.

Ein ganz äußerordentlich bewegender, sehr spannender Roman - mir fehlen die passenden Worte - selber lesen - unbedingt!

Fünf Sterne!