Rezension

Begeistert mit ständig wechselndem Gesicht

Die Leuchtturmwärter -

Die Leuchtturmwärter
von Emma Stonex

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Buch gefällt mir sehr gut. Seine Chamäleon-gleiche Art macht es einzigartig, spannend, abwechslungsreich – und lesenswert.

Dieses Buch ist ein Chamäleon. Es passt sich seiner Umgebung perfekt an und wandelt sein Gesicht, wie es zur Situation passt.

Die Umgebung ist das raue Meer und ein abgelegener Leuchtturm der gegen die Natur trotzt. In mehrfacher Sicht. Das Buch beschreibt nicht nur, die meterhohen Wellen, die Stürme, den Nebel, die Klippen und die Tiefe gegen die der Leuchtturm und seine Wärter ankämpfen. Es erzählt auch von der Einsamkeit und Enge auf dem Turm, davon wie wider die Natur es ist drei Menschen für acht Wochen dort einzusperren und von der Welt abzuschneiden. Dass der Autorin gelingt diese beeindruckende Kulisse gemeinsam mit der bedrückenden Stimmung einzufangen, zeigt schnell ihr Talent.

Doch sie kann noch mehr als das. Sie schreibt ein Chamäleon. Eine Geschichte, die sich permanent dem Moment anpasst und sich laufend verändert. So springt sie zwischen den Figuren. Gerade zu Beginn ist das spannend. Man erfährt was geschieht und schon ein Kapitel später schildert jemand anderes die Situation ganz neu. So bekommt die Erzählung Tiefe. Als Leser wird man gezwungen sich nicht zu schnell eine Meinung zu bilden, sondern erst einmal das große Ganze zu betrachten.

Aber nicht nur das sorgt für Abwechslung und Spannung. Das Buch legt sich auch in seinem Erzählstil nicht auf eine Erscheinungsform fest. Es springt zwischen Zeiten, Erzählern in der ersten und dritten Person, Briefen, Zeitungsartikeln, Monologen, Prosa und Gedicht. Der Stil ist einmal nüchtern, sachlich und rational, dann mysteriös, geheimnisvoll und voller Metaphern. Das alles verbindet die Autorin geschickt zu einem homogenen Bild, das eine einzigartige, tolle Mischung ergibt.

Nur das Ende überzeugt nicht. Es wird dem Rest des Buches nicht gerecht. Scheint zu profan und konstruiert. Das angedeutete, teilweise Happy End und die ungeklärten Mysterien passen nicht zum Stil des Buches. Manches scheint lediglich erzwungen für den vorherigen Spannungsaufbau. Das ist enttäuschend.

Nichtdestotrotz gefällt mir das Buch sehr gut. Seine Chamäleon-gleiche Art macht es einzigartig, spannend, abwechslungsreich – und lesenswert.