Rezension

Unberechenbar wie das Meer

Die Leuchtturmwärter -

Die Leuchtturmwärter
von Emma Stonex

Bewertet mit 4 Sternen

In ihrem Buch greift Emma Stonex das Verwinden dreier Leuchtturmwärter vor der Küste Cornwalls auf. Die Geschichte beruht also auf einer wahren Begebenheit, einem Fall, der nie geklärt wurde. Diesem Fall möchte sich in dem Buch auch ein Autor widmen, indem er 1992 die hinterbliebenen Frauen der Leuchtturmwärter interviewt. Sehr schnell wird klar, dass noch lange nicht alle Geheimnisse um das Verschwinden gelüftet wurden, sondern dass jeder der Beteiligten noch zur Wahrheit beitragen kann. Zudem werden die letzten Tage der Männer im Leuchtturm Maiden Rock im Jahr 1972 geschildert und ein Einblick in die Gedanken der 3 unterschiedlichen Männer gewährt. War einer von ihnen für das Verschwinden verantwortlich? Oder steckt Trident dahinter, die Firma, für die die Männer gearbeitet haben?

Geschickt und atmosphärisch dicht mit teils mystischen Elementen, strickt Emma Stonex eine spannende Erzählung um die tatsächlichen Ereignisse. Dabei bedient sie sich sehr vieler sprachlicher Bilder, Stilmittel und Textgattungen (Interview in Monolog, Briefe, Zeitungsberichte etc.), so dass schon aufgrund der Schreibweise der Text immer abwechslungsreiche Unterhaltung bietet. Gerade in den Teilen, die die Gedanken und die letzten Tage der Leuchtturmwärter schildern sind die Beschreibungen des Meeres toll, man kann es fast hören, riechen und die salzige Luft schmecken, jedoch gab es mir fast zu viele sprachliche Bilder, die so komplex waren, dass ich sie gar nicht richtig würdigen konnte, sondern oft einfach darüber hinweg gelesen habe, weil die Geschichte sonst langsam voranging. Immer wieder wurde allzu deutlich, wie einsam diese Wärter wirklich waren, wie oft von ihren Familien getrennt und wie sehr sie sich einschränken mussten.

Auch hat mir der Teil, in dem die Frauen ihre Gedanken zum Ausdruck brachten, interviewt wurden etc. sehr gut gefallen. Die Informationen kamen in vielen verschieden formulierten Einzelteilen, die man selbst zusammensetzen und so Vermutungen anstellen konnte. Besonders die Interviewteile waren so geschrieben, dass es rasant vorwärts ging.

Die Autorin kreierte dann auch noch ein Ende, welches mich überraschen konnte und welches ich als (fast zu) versöhnlich empfinde. Das Buch hat mich ingesamt gefesselt, da es Rätsel aufgab und mir jede Menge Raum, um selbst zu spekulieren. Auch wenn nicht alle Phänomene abschließend geklärt oder erläutert wurden, fand ich den Abschluss gelungen. Somit ein Debüt, das ich gerne empfehle.