Rezension

Wenn Verhalten das Zusammenleben vergiftet

Die Leuchtturmwärter -

Die Leuchtturmwärter
von Emma Stonex

Bewertet mit 4 Sternen

1972 verschwanden vor der Küste Cornwalls drei Leuchtturmwärter spurlos: Der Tisch in der Küche war gedeckt, die Uhren alle zur selben Zeit stehengeblieben und die Tür von innen verschlossen. Zwanzig Jahre später möchte ein Autor sich des Geheimnisses rund um das Verschwinden der Männer annehmen und beginnt, die Partnerinnen der Wärter zu befragen.

Aufgebaut ist das Buch so, dass man zwischen den Zeitebenen 1972 und 1992 hin- und herspringt. Man erlebt die Zusammenarbeit der Männer, in welche sich nach und nach eine ungesunde Atmosphäre einschleicht und deren Leben vergiftet. Ebenso lernt man die Frauen kennen, wie sie mit ihrem Schicksal jeweils umgegangen sind, ihre Gedanken und Emotionen sowie ihre Theorien zum Verschwinden ihrer Partner. Tatsächlich gab es damals schnell einen mutmaßlichen Täter, dem alles in die Schuhe geschoben werden konnte, doch nicht alle sind derselben Meinung. Langsam entwickelt sich während des Romans ein Bild der drei Paare, ihr Leben, ihre Probleme sowie ihre Charaktere, welche mehr oder weniger zur Tragödie führten. Das Ende bleibt nicht offen, man erlebt als Leser mit, was damals wirklich geschah, auch wenn die Menschen im Roman dies womöglich nie erfahren werden.

Ich empfand es als lesenswert, die charakterlichen Entwicklungen der Beteiligten zu verfolgen, wobei mir im Laufe des Romans klar wurde, dass nicht jeder Charakter für derlei Leben tauglich ist und so manche Personen die Atmosphäre mit der Zeit einfach vergiften. Vermisst habe ich etwas mehr Details zum Leben damals auf einem Leuchtturm, der mitten im Meer stehend vom Rest der Bevölkerung buchstäblich abgeschlossen ist. Das hätte die Stimmung noch greifbarer gemacht. Ebenso ist der Schreibstil etwas ungewohnt, wenn die Perspektive auf die Frauen in der Gegenwart umschwenkt.

Insgesamt ein interessantes Buch über aussergewöhnliche Charaktere und wie manche davon langsam toxisch auf eine enge Gemeinschaft wirken können.