Rezension

Gelungene Fortsetzung

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe (Hafenärztin 3) -

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe (Hafenärztin 3)
von Henrike Engel

Bewertet mit 5 Sternen

„...Anne vertraute ihren Vater Roger van der Zwaan nicht mehr. Sein Wort war ihr kein Pfifferling wert, sie hatte traurigen Anlass, ihn für einen Menschen zu halten, der über Leichen ging...“

 

Warum, wird im Band 2 der Reihe deutlich. Jetzt aber braucht Anne den Anwalt ihres Vaters, um in London reinen Tisch zu machen, bevor sie nach Hamburg zurückkehrt.

Die Autorin hat erneut einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Zu Beginn gibt es einen kurzen gedanklichen Rückblick von Anne auf das bisherige Geschehen.

Der Schriftstil ist ausgereift. Er passt sich der jeweiligen Situation an.

Anne untersucht in einem chinesischen Bordell regelmäßig die jungen Frauen. Bei einem ihrer Besuche erlebt sie, wie ein junges Mädchen erstochen wird. Der Fall landet bei Kommissar Berthold Rheydt. Er trifft auf eine Mauer des Schweigens.Trotzdem gelingt es ihm, die Leiche des Mädchens zu finden.

Als Leser bekomme ich einen Einblick in das chinesische Viertel von Hamburg. Gleichzeitig erfahre ich, dass man vermutet, dass dort Vertreter der Triaden das Sagen haben.

Die Autorin versteht es, die Handlungsorte sehr bildhaft zu beschreiben. Berthold vermutet den Mörder im Hafenviertel.

 

„...Und erst die Gerüchte! Taue und Seile, die rochen wie feuchtes, muffiges Gras. Pech und Werg, mit dem die Nähte in den Planken der Decks geflickt wurden, stachen ebenso in die Nase wie der brenzlige Geruch, der vom Köhlbrand herüberwehte...“

 

Berhold weiß mittlerweile, dass es sich um alten Bekannten handelt. Er will ihn nicht wieder entwischen lassen.

Anne fragt sich zunehmend, wie ihr Vater wieder einen Fuß in den Hamburger Hafen bekommen will. Nicht ohne Grund baut er dort die Ruinen wieder aus.

Ein weiteres Thema ist die Veränderung auf dem Gebiet der Drogen. Bisher wurde Heroin als Tablette verabreicht, um die Abhängigkeit von Opium in den Griff zu bekommen. Langsam aber macht sich die Erkenntnis platz, dass auch Heroin eine Droge ist.

Sehr behutsam entwickelt sich die Beziehung zwischen Helene und Berthold. Erste hat ihre Lehrerausbildung abgeschlossen, als Berthold ihr endlich seine Liebe gesteht. Dabei hat Helene ein weiteres Problem. Ihre Freundin Pauline hat geheiratet. Doch die lebenslustige junge Frau ist nach der Hochzeit nur noch ein Schatten ihres Wesens. Sie konnte nicht ahnen, dass ihr Mann gern zuschlägt.

 

„...Eine Scheidung würde uns ruinieren. Und aus welchem Grund sollte ich mich scheiden lassen? Franz hat nichts Verbotenes getan...“

 

Stimmt! Das Züchtigen der Ehefrau ist legitim. Auf ihre Familie kann Pauline nicht hoffen. Seitdem sieht Helene auch Ida, Paulines Mutter, mit anderen Augen. Deren großzügiger Lebensstil hat die Familie an den Rand des Ruins gebracht. Der neue Schwiegersohn gilt als Retter.

Im Buch gibt es viele Rückblenden in die Vergangenheit der Protagonisten, aber auch in das Geschehen der ersten zwei Bände. Dabei werden deren lose Handlungsfäden aufgegriffen und zum Ergebnis geführt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Zwar kommt der Spannungsbogen nicht an die beiden ersten Bände heran, aber dafür hat die Geschichte nun ein rundes Ende.