Rezension

Gelungene Mischung

Kaiserstuhl -

Kaiserstuhl
von Brigitte Glaser

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es lässt zwar kaum auf die Geschichte schließen, aber dadurch, das es eher in matten Farben gehalten ist, spiegelt es die Stimmung des Buches sehr gut wieder. Ein Hochglanzcover oder eines mit satten Farben hätte hier tatsächlich weniger gepasst.

Alles dreht sich erst allgemein und dann um eine ganz bestimmte Flasche des 37er Vossinger Champagner. Immer mehr lichtet sich das Geheimnis, was es mit der Flasche auf sich hat. Auch lichtet sich immer mehr, was die Hintergrundgeschichte von Henny Köpfer, die Hauptfigur, die zu Teilen mit dem Champagner und vor allem mit dem Hause Vossinger verknüpft ist. Nach und nach erfährt man ihre Geschiche während des Krieges und auch danach.
Zwar sind (fast) alle in dem Buch genannten Personen nur erfunden, aber das Buch zeigt gut, dass im Krieg nicht alles schwarz und weiß war (auf die normale Bevölkerung bezogen). Viele haben Schuld auf sich geladen und dennoch auch Gutes getan. Dieses Buch erzählt eine solche Geschichte und wie die Person nach dem Krieg damit leben muss.
Neben der Hintergründe zu dem, was im Krieg geschehen ist und mit dem Champagner zusammenhängt, erzählt das Buch auch die Liebesgeschichte von Henny Köpfer vor, während, unmittelbar nach dem Krieg und aktuell (1962).
Die Hauptfigur ist für mich sehr authentisch, sie ist greifbar und man kann ihre Gefühle verstehen. Man denkt sich, wie naiv kann man sein und gleichzeitig, tut sie einem leid, da eben ein „gut gemeint“ schnell nach hinten losgehen kann. Das ist bestimmt jedem schon einmal passiert, wenn auch nicht mit so weitreichenden Folgen. Und mit jedem Bisschen aus der Vergangenheit, das man als Leser erfährt, versteht man sie besser und fragt sich, was wird am Ende des Buches im Jahre 1962 passieren?
Das Ende lässt ein wenig offen, dass man seine eigene Fantasie spielen lassen kann, aber nicht alle Geschichten dieser Art müssen mit einem Knall zu Ende gehen. Ich finde das Ende gelungen, auch, wenn es die eine oder andere Frage offen lässt.

Der Schreibstiel gefällt mir sehr gut. Er ist sehr fließend und lebendig, gut zu lesen. Vor allem gefällt mir, dass manche Wörter wie „Buebl“, das macht das ganze noch lebendiger und vor allem liebenswert. Auch gefallen hat mir, das man die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln kennen lernt. Die zentrale Figur ist zwar Henny Köpfer, aber die Geschichte springt zwischen den Perspektiven von Henny, Paul, Kaspar und Kätte hin und her, immer wieder kleine Ausschnitte, bevor es wieder zum nächsten geht und so setzt sich langsam das Bild zusammen.

Fazit: Ein sehr gelungener historischer Roman, auch, wenn die meisten historischen Romane eher in Zeiten ohne noch lebende Zeitzeugen spielen. Die Geschichte ist ergreifend, spannend, aufrüttelnd und herzerwärmend. Auch, wenn diese Geschichte ausgedacht ist, wäre es durchaus möglich, dass ähnliche Dinge tatsächlich gesehen sind und geschehen. Ich fand das Buch spannend bis zur letzten Seite und kann es jedem, der historische Romane und speziell welche aus der Nachkriegszeit vom 2. Weltkrieg mag, empfehlen. Allerdings sollte man auch Liebesgeschichten mögen, da diese auch einen großen Raum einnimmt. Ich fand die Mischung aus Krimi und Liebesroman sehr gelungen.