Rezension

Wein und Krieg

Kaiserstuhl -

Kaiserstuhl
von Brigitte Glaser

Bewertet mit 4 Sternen

1962: Henny Köpfer führt eine gut gehende Weinhandlung, die sie von ihrem Vater übernommen hat. Es sind die Wirtschaftswunderjahre, Deutschland unter dem greisen Adenauer geht es gut. Während Adenauer und de Gaulle demnächst einen Vertrag zur Deutsch-Französischen Freundschaft unterzeichnen wollen, holt Henny Köpfer ihre Vergangenheit ein. Im 2. Weltkrieg war sie unbeabsichtigt dafür verantwortlich, dass eine Gruppe der Resistance von der Gestapo aufgespürt wurde, dabei spielte eine Flasche Champagner von 1937 eine große Rolle. Auch jetzt sind jede Menge Leute wieder hinter genau dieser Flasche her, unter anderem ein paar Altnazis und Paul, der elsässische Soldat, Weinkenner und Kinofan, in den sie sich kurz nach dem Krieg verliebt hat. 

Normalerweise ist das überhaupt nicht mein Genre, aber bei der Autorin greife ich quasi blind zu. Sie hat das große Talent, Geschichte greifbar zu machen, sie anhand von Personen und Ereignissen so bildlich zu gestalten, dass man quasi mittendrin statt nur dabei ist. Man lernt während des Lesens noch einiges über die Vergangenheit der eigenen Nation/des eigenen Staates, und das geradezu mühelos und fesselnd, interessant und mit großer Sachkenntnis. Warum ich hier trotzdem nicht die volle Punktzahl gebe? Weil Glaser mit ihren anderen Romanen einfach die Latte zu hoch angelegt hat. Mir war es hier - gerade zu Beginn - ein bisschen zu hektisch und mir gefiel auch das Ende nicht wirklich, das mir zu viel offen ließ. Ansonsten ist das ein Buch, das ich jedem, der auch nur einen Hauch von Geschichtsinteresse hat, ans Herz legen kann.