Rezension

gute Geschichte mit eher subtilem "Thrill"

Ins Dunkel - Jane Harper

Ins Dunkel
von Jane Harper

Bewertet mit 4 Sternen

Fünf Frauen, ausgewählt für eine Teambuilding-Maßnahme, gehen den Mirror-Falls-Trail, mitten im australischen Busch. Nur vier von ihnen kehren zurück, Stunden nach dem vereinbarten Zeitpunkt und in schlechtem Zustand. Wo ist Alice Russell geblieben, und was ist mir ihr geschehen…? So ist die Ausgangssituation.

Aaron Falk und seine Kollegin Carmen sind Ermittler der Steuerfahndung und geraten in die Suchaktion, weil sie mit der vermissten Alice in Verbindung gestanden und ihr eine Deadline zur Beschaffung wichtiger Dokumente gesetzt haben. Zur fieberhaften Suche vor Ort können die Beiden zunächst wenig beitragen, doch sie brauchen Alice und diese Dokumente dringend. War es ein Unfall oder ein Verbrechen? In der Hoffnung  auf zweckdienliche Hinweise sammeln sie Informationen rund um die Beteiligten und deren Familien. Dabei stoßen sie auf verblüffende Zusammenhänge.

Nach der Kurzbeschreibung und dem Einstieg hatte ich mehr Action erwartet, mehr offensichtliche Spannungsmomente. Doch der „Thrill“ kommt subtiler daher, eher auf der psychischen Ebene. Ebenso wie die Ermittler, hat der Leser keine Ahnung, was dort in der Wildnis genau vorgefallen ist. Die Aussagen der Frauen bleiben vage. Doch kurz darauf beginnt der rückblickende Erzählstrang mit „Tag 1 Donnerstagnachmittag“ - und die Ereignisse bis zum Tag 4 Sonntagmorgen werden Stück für Stück enthüllt, in wechselnden Kapiteln mit den Aktionen der Gegenwart.

Ich fand es sehr gut gemacht, wie die Dramatik auf beiden Erzählebenen langsam aber stetig zunimmt, in gleichem Maße, wie die Spannungen zwischen den Frauen steigen und die Hoffnung, Alice lebend aufzufinden, abnimmt. Gleichzeitig verdichten sich die Informationen rund um die Protagonisten zu einem erstaunlichen Bild, offenbaren unerwartete Probleme an unerwarteten Fronten. Geschickt und stimmig laufen Fäden aufeinander zu, die zuvor gesponnen wurden und eine Weile eher unbedeutend bzw. zusammenhanglos erschienen sind.

Der Erzählstil hat mir gut gefallen, knapp und prägnant, trotzdem bildhaft und aussagekräftig. Kleine Cliffhanger am Ende der Kapitel schüren die Neugier bezüglich der Auflösung. Ein guter Plot, für mich in sich logisch aufgebaut und erstaunlich realitätsnah für einen Thriller. Ebenso wie die Figuren, von denen mir keine sonderlich sympathisch gewesen ist, die aber durchweg glaubwürdig wirken.

Aaron Falk ist für mich eine gute Hauptfigur, die mich leicht auf Distanz gehalten hat, aber doch so sympathisch und interessant, dass ich gern mehr mit ihm als Protagonist lesen möchte. „Ins Dunkel“ ist bereits der zweite Fall, den ersten Fall hab ich mir als Hörbuch gekauft. Ich möchte doch wissen, wie er zu seiner schmerzenden Hand gekommen ist *g* und ich glaube, dort lernt man ihn etwas genauer kennen.