Rezension

Hinter der Fassade

Mit dir bin ich unendlich -

Mit dir bin ich unendlich
von Mila Summers

Bewertet mit 3 Sternen

Tochter aus reichem Haus, mit einem erfolgreichen Politikervater, den sie auf viele offizielle Veranstaltungen begleiten darf, gekleidet in teuerste Designerklamotten – jeder hält Olivia für ein vom Glück begünstigtes Mädchen. Dass ihr zu Hause von einem dominanten, karrierebesessenen, cholerischen Mann beherrscht wird, der ihr und ihrer Mutter jeden Schritt vorschreibt, sodass sie nicht einmal mehr außerhalb des Hauses in der Lage ist sich zu artikulieren, sieht niemand. An ihrer neuen Schule wird Olivia gleich als arrogant, verwöhnt und versnobt abgestempelt und gemobbt. Nur langsam findet sie Anschluss und, als sie Nathan trifft, den Mut ihr Leben zu verändern.

Dieses Buch hat mich etwas sprachlos zurückgelassen. Vielleicht habe ich mir zu viel versprochen, aber dass ich so gar nicht mit den Charakteren warm werden konnte, hat mich doch überrascht. Dabei ist Olivia sehr gut gezeichnet. Ihre Familie, ihre Angst und ihre neue Freundschaft mit Aria, der Tochter des politischen Rivalen ihres Vaters, sind schön beschrieben. Wirklich gestört hat mich Nathan. Wahrscheinlich sollte der Charakter zu viel repräsentieren, aber für mich war er völlig widersprüchlich. Aktiver Umweltschützer mit eigenem Blog – was nie eine relevante Rolle spielt –, sehr guter Schüler, ohne sich großartig anstrengen zu müssen – und darauf ziemlich stolz –, engagierter Nachhilfelehrer bei sozial benachteiligten Kindern, für die er sich auch außerhalb der Nachhilfe engagiert, guter Judokämpfer, etc. Soweit so gut. Ein bisschen over the top für meinen Geschmack, aber damit wäre ich noch irgendwie klar gekommen. Dazu kommt dann aber ein Zug von Selbstgerechtigkeit, Arroganz und Vorverurteilung, die überhaupt nicht zu ihm passt und jedweder Grundlage entbehrt – sowohl bei seinem Charakter als auch in der Geschichte.

Außerdem entwickelte sich die so vielversprechende Geschichte zu einer äußerst banalen Romanze mit sämtlichen vorhersehbaren Hürden und endet etwas abrupt und meiner Meinung nach zu seicht.

Ich habe mir wirklich viel mehr von diesem eigentlich sehr schön geschriebenen Buch versprochen, das so wichtige Themen wie Vorurteile, gewalttätige Familie, Schüchternheit etc. behandeln will. Einige Szenen waren ganz nett und einige Charaktere sind gut getroffen, aber es lässt jede Originalität missen, bleibt flach und der inkonsistent Charakter von Nathan hat für mich alles ruiniert. Mich hat es nicht überzeugen können.