Rezension

Innovative Fantasy ohne Längen

Das Reich der Schatten, Band 1: Her Wish So Dark
von Jennifer Benkau

Inhalt:

Laire hat es sich zum Lebensziel gemacht, ihren Verlobten Desmond aus den Fängen des Daemalords zu befreien. Eile ist geboten, denn die Zeit im Reich des Lords verändert ihn. Fortschreitende Entmenschlichung droht, ihn zu einem fürchterlichen Wesen, einem Daema, zu verwandeln. Doch die Reise ins Reich der Schatten ist alles andere als einfach. Alleine die Grenze zum Daemareich zu überschreiten, gelingt nur den wenigsten. Dort herrscht düsterste Magie. Illusionen und Wesen, die einem innerhalb kürzester Zeit das Leben nehmen können, lassen jeden schnell realisieren, wie lebensgefährlich ein Aufenthalt ist.

Man könnte meinen, dass das plötzliche Auftauchen von Alaric ein wahres Geschenk darstellt. Alaric erscheint wie aus dem Nichts und bietet Laire und ihren Gefährten, ihrer treuen und besten Freundin Vika und derem ehemaligen Leibwächter, einem ausgebildeten Paladin, Jero, an, ihnen einen schnellen Weg ins Daemareich zu zeigen. Diese Hilfe können Laire und ihre Freunde gut gebrauchen, denn eine weitere Gruppe ist ihnen voraus. Ist das Tor erst mal durchschritten, so schließt es sich und ist für längere Zeit nicht mehr passierbar.

Laire würde lieber einen Kessel voll Teer trinken, als Alarics Hilfe anzunehmen. Denn beide verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, die die junge Frau hinter sich lassen möchte. Es gab diesen wundervollen Sommer, diese gemeinsame Zeit. Doch dann, ohne jeden ersichtlichen Grund, hat Alaric Laire nicht nur verraten, sondern auf übelste Weise gedemütigt.

Auch Alaric läuft nicht einfach unmotiviert ins Leere. Er hat einen Grund, warum er unbedingt ins Daemareich muss. Er muss seine Schwester wiedersehen, die sich seit Jahren nicht aus den Fängen des Lords lösen kann. Zehn Mal muss er sein Leben opfern, dann bekommt er diese zurück. Nun hat er seine letzte Aufgabe vor der Brust. Und um diese zu erfüllen, muss er ins Schattenreich. Koste es, was es wolle.

 

Meinung:

Fans von „One True Queen“ freuen sich vielleicht darüber, dass auch „Her Wish so Dark“ erneut auf dem Kontinent spielt, dem auch das Land Lyaske angehört. Dieses Mal legt die Autorin ihr Augenmerk auf Nemija. Einen Ort, der seit jeher vom Lord der Schatten heimgesucht wird. Es kostet nur einen ausgesprochenen Fluch und schon verschwindet ein Mensch im Daemareich. Von hier wieder fortzukommen, scheint unmöglich. Ausgebildete Paladine werden gelegentlich in dieses Reich geschickt, um Verfluchte wieder freizubekommen. Doch die meisten kehren nie wieder zurück.

Der Leser bekommt die Geschichte aus der Perspektive von Laire, einer jungen Frau, die ein großes Geheimnis mit sich trägt, erzählt. Sie kann Magie erspüren. Eine Fähigkeit, die kriminalisiert wird und die Laire seit ihrer Kindheit geheimzuhalten versucht.

Laire hat es nicht einfach, denn ihre Mutter ist schwer erkrankt. Einst war diese die Frau des Fürsten. Doch als dieser einen Betrug witterte, verbannte er sie ins Exil. Laire, die fortan als Bastard verrufen war, folgte ihrer Mutter.

Das Schicksal meinte es aber gut mit Laire: Sie lernte den Sohn und Erben des obersten Ministers kennen, Desmond. Die beiden verbindet mehr als eine Vernunft- und Versorgungsehe. Es sind echte Gefühle im falschen Leben.

Als Desmond vom Daemalord in sein Reich entführt wird, bricht für Laire eine Welt zusammen. Sie würde alles tun, um ihn zu befreien. Gut, dass sie auf ihrem Weg Hilfe bekommt: Ihre beste Freundin Vika, eine quirrlige und treue Gefährtin und deren ehemaligen Leibwächter, den Paladin Jero mit seinem robusten Pferd, das ihn durch jede schwierige Situation begleitet. Dumm nur, dass der Erfolg der Mission ausgerechnet von Alaric abhängt.

„Das Reich der Schatten – Her Wish So Dark“ zeichnet sich durch eine grandios durchdachte Konzeption aus, die sich auch in den meist ausgezeichnet ausgearbeiteten Figuren niederschlägt.
Gerade zwischen Alaric und Laire gibt es allerhand Geheimnisse und mannigfaltige Gefühle. Doch auch Jero ist ein interessanter Charakter. Er weiß durch seine Ausbildung viel über das Reich des Daemalords und verrät nur das Nötigste. Er ist ein guter Kämpfer und hat ebenfalls ein paar Geheimnisse. So stellt sich zum Beispiel früh die Frage, warum er von seiner ehemaligen Hand (eine feste Gruppe an Paladinen, die sich ewige Treue geschworen haben) ausgestoßen wurde. So etwas gab es bislang noch nie. Und dann gibt es da noch Vika, die beste Freundin von Laire, die dieser treu zur Seite steht. Die beiden Freundinnen wissen fast alles übereinander und kennen sich seit Kindheitstagen. Doch einige Dinge hat Laire selbst vor Vika geheimgehalten. Z.B. die Geschichte rund um Alaric. Sollte Vika von dessen Verrat erfahren, so ist sich Laire sicher, würde sie „den Abtrünnigen“ eigenhändig umbringen und zwar auf die qualvolle Art.

Um noch einmal auf das Worldbuilding zurückzukommen. Leser von One True Queen kennen das Setting bereits. Eine magische Welt, in der alles auf den ersten Blick schön erscheint. Doch kaum hat man sich ein wenig zurechtgefunden, lauert an jeder Ecke die Magie und mit ihr die Gefahr. In Nemija ist Magie strengstens verboten und dennoch gibt es sie. Gelangt man in das Herrschaftsgebiet des Daemalords, verhält sich die Magie frei und zügellos. Sie ist düster und gefährlich und steckt voller Illusionen.

 

Fazit:

„Das Reich der Schatten - Her Wish so Dark“ ist der Auftakt einer neuen Reihe der Autorin Jennifer Benkau. Diese Geschichte spielt zwar auf dem gleichen Kontinent wie „One True Queen“, kann jedoch unabhängig hiervon gelesen werden.

Erneut zeigt die Autorin, wie innovative Fantasy aussieht – und das ohne Längen.

Es ist fast schon ein kleines Phänomen: „Das Reich der Schatten - Her Wish so Dark“ baut einfach auf keiner Seite ab. Die Geschichte ist nicht nur konstant gut, sie wird von Seite zu Seite – bis zum grandiosen Finale hin - auch noch besser. 

Das Buch hat zunächst eine fantastische Dynamik. Jennifer Benkau ist eine großartige Autorin, die die verschiedenen Stränge ihrer Geschichte meisterhaft kombiniert und ein großes Figurenensemble, in der jeder mit jedem harmoniert und jede Charakterkombination ihren eigenen, speziellen Charme hat, präsentiert.

Man kann getrost davon ausgehen, dass Jennifer Benkau schon bald mehr als ein Geheimtipp sein wird.